Im Dezember wird der Gotthard-Basistunnel offiziell in Betrieb genommen. Laut der SBB werden bis dahin rund 5000 Probefahrten absolviert. 3500 davon entfallen auf den Güterverkehr. 500 Probefahrten gibt es im Personenverkehr.
Bis zum 27. November wird zudem Interessierten die Möglichkeit geboten, mit dem «Gottardino» getauften Zug den längsten Eisenbahntunnel der Welt zu durchfahren. Eine Fahrt erfolgt über die bisherige Bergstrecke, die andere durch den neuen Basistunnel mit Halt in der Evakuierungsstelle Sedrun.
Viele offene Baustellen
Es wartet aber noch einiges an Arbeit auf die SBB. Auf der Strecke von Basel bis Chiasso gebe es gegenwärtig eine «Kumulation» verschiedener Baustellen, sagt SBB-Chef Andreas Meyer. In diesem Zusammenhang übte er auch Selbstkritik. Insbesondere bei der Pünktlichkeit gebe es noch viel zu optimieren – die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels soll bereits für Verbesserungen sorgen.
Um «importierte» Verspätungen aus Italien zu vermeiden, werde auch der Austausch mit den Behörden intensiviert. Kopfzerbrechen bereite ausserdem die Mobilfunkabdeckung. Diese lasse besonders zwischen Bellinzona und Lugano zu wünschen übrig.
40 Millionen an Unterhaltskosten pro Jahr
Bis der Gotthard-Basistunnel regulär in Betrieb gehen könne, heisse es «üben, üben, üben», sagt der Leiter Infrastruktur der SBB, Philippe Gauderon. Mögliche «Kinderkrankheiten» sollen so früh erkannt werden.
Allein der Unterhalt des Basistunnels verlange viel Planung. «Wir können nicht in der Mitte des Tunnels sagen, dass wir eine Bohrmaschine vergessen haben.» Drei Nächte pro Woche sind für Unterhaltsarbeiten vorgesehen.
Dafür werden die Arbeiter mit einer speziellen Klappenkonstruktion vor dem Luftdruck der Züge geschützt, da der Betrieb in einer Röhre immer weiterläuft. Die jährlichen Unterhaltskosten belaufen sich laut Gauderon auf 39 Millionen Franken, sollen aber schrittweise leicht absinken.
Platz für Velo und Gepäck
Die SBB wirbt zudem für die touristische Nutzung der bisherigen Gotthard-Bergstrecke. Aufgrund der historischen Bedeutung soll sie neben dem Stundentakt zwischen Erstfeld und Bellinzona auch stärker auf Besucher der Region zugeschnitten werden.
So würden an den Wochenenden beispielsweise direkte Züge von Zürich aus starten, die genug Platz für Velo und Gepäck bieten. Die SBB will an diesem Angebot auch nach Dezember 2017 festhalten, sagte der Leiter Verkehr SBB, Toni Häne.
Bis dahin plant das Bundesamt für Verkehr (BAV) allerdings die Neuvergabe der Fernverkehrskonzession. Ob die wiederum an die SBB geht, bleibt vorerst offen. Die Schweizerische Südostbahn (SOB) hatte Anfang Juli angekündigt, dass sie die bisherige Betreiberin SBB mit einem eigenen Konzept herausfordern wolle.