Arbeit, Ausbildung und Therapie: Der junge Straftäter «Carlos» ist in einem neuen Sondersetting. Es ist deutlich günstiger als das erste und fordert vom 18-jährigen Mitarbeit. Thaiboxen darf er zwar weiterhin, aber nur noch in seiner Freizeit.
«Carlos» befindet sich nach Angaben der Zürcher Justizbehörden seit Donnerstagabend in der Obhut der Sozialfirma RiesenOggenfuss, die bereits für sein erstes Resozialisierungsprogramm verantwortlich war. Damals kostete das Sondersetting mit 24-Stunden-Einzelbetreuung, Viereinhalbzimmer-Wohnung und Thaibox-Training 29'000 Franken pro Monat – eine Summe, die selbst vom grünen Zürcher Justizdirektor Martin Graf als «Luxus» bezeichnet wurde.
Nun wird es für «Carlos» weniger luxuriös: Die neue Lösung für den jungen Straftäter kostet gemäss einer Mitteilung der Zürcher Oberjugendanwaltschaft noch 19'000 Franken.
Ausbildung und Therapie
Neu ist, dass «Carlos» eine Ausbildung absolvieren muss. Zudem muss der wegen einer Messerstecherei verurteilte Straftäter eine Therapie besuchen. Beim ersten Setting verweigerte er Arbeit noch und konzentrierte sich ganz auf sein Thaibox-Training.
Das neue Sondersetting ist eine Reaktion auf das Urteil des Bundesgerichtes, das Anfang dieser Woche veröffentlicht wurde. Die Richter kritisierten unmissverständlich das Vorgehen der Behörden und ordneten die Freilassung aus dem geschlossenen Vollzug an.
Die Zürcher Justiz hatte «Carlos» zu «seinem eigenen Schutz» ins Gefängnis geschickt, obwohl er keine Strafe mehr abzusitzen hatte. Nach der Rüge aus Lausanne hatte die Oberjugendanwaltschaft zwei Möglichkeiten: den 18-Jährigen entweder sofort auf freien Fuss zu setzen oder ein neues Sondersetting einzurichten.
Nun soll Ruhe einkehren
In den nächsten Wochen wollen die Behörden keine weiteren Detailauskünfte zum Sondersetting von «Carlos» geben. Auch der Ort, an dem der Thaiboxer jetzt lebt, wird nicht publik gemacht. Der Zürcher Regierungsrat Martin Graf (Grüne) bezeichnete das neue Sondersetting für «Carlos» als dessen letzte Chance, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Ziel müsse es sein, dass «Carlos» später einer eigenständigen Erwerbsarbeit nachgehe.
Wichtig sei deshalb jetzt auch, dass die schulische und berufliche Bildung grosses Gewicht habe. In einer Mitteilung forderte Graf alle Beteiligten dazu auf, «Carlos» jetzt ungestört seinen Weg machen zu lassen.