Dass der US-Geheimdienst NSA Daten übers Internet sammelt, hat auch Schweizer Unternehmen alarmiert. Einige von ihnen beriefen sogar Krisensitzungen ein. Das sagt der Eidgenössische Datenschützer Hans-Peter Thür im Gespräch mit SRF. Einige Konzerne hätten ihre Sicherheitsdispositive neu überprüft und darüber beraten, wie ihre Daten nicht mehr so einfach gestohlen werden können. «Das führte dann so weit, dass beispielsweise USB-Ports verschlossen wurden», so Thür weiter.
Der NSA-Skandal habe in vielen Köpfen zu einem Bewusstseinswandel geführt, stellt der Eidgenössische Datenschützer fest. Viele hätten erst jetzt richtig wahrgenommen, dass heute jegliche Kommunikation weltumfassend und jederzeit abgeschöpft werden kann. «Es ist bei den Unternehmen eine Entwicklung im Gang, die mehr Vorsicht bringen wird.» Wohin das im Einzelnen führen werde, könne Thür noch nicht absehen. Für ihn sei jedoch klar, dass sich dadurch die Kommunikation entschleunigen werde.
Kein Umdenken bei Privaten
Im Gegensatz zu den Unternehmen reagierten die privaten Internet-Nutzer gelassen auf das Datensammeln der USA. Laut Thür gab es zwar mehr Anfragen – etwa welche Daten aufbewahrt werden dürften und wie man sich vor Spähangriffen schützen könne.
Auf der anderen Seite stellte der Datenschützer fest, dass es «immer noch Leute gibt, die sagen, ‹das ist mir eigentlich egal, ich habe ja eh nichts zu verbergen›». Stärker reagieren würden sie wohl erst, wenn ihre Betroffenheit direkter und unmittelbarer werde, und das schliesse er nicht aus.
Thür räumt jedoch ein, dass es für viele private Internet-Nutzer zu kompliziert ist, ihre Geräte so einzustellen, dass die Daten geschützt sind. In der laufenden Revision des Datenschutzgesetzes, dränge er darauf, dass die Geräte künftig mit den maximalen Sicherheitseinstellungen verkauft würden, und nicht mehr mit den minimalen wie bisher.
Auf Servern, die in Staaten stehen, in denen Geheimdienste wüten, sind Zugriffe möglich.
Eines der grössten Sicherheitsrisiken seien die sogenannten Clouds, in die man seine Daten auslagern kann, um von überall her auf sie zugreifen zu können. Thür warnt davor, heikle Daten in solche Clouds zu laden. «Auf Servern, die in den USA oder anderen Staaten stehen, in denen Geheimdienste wüten, sind Zugriffe möglich.»
Datenschutzverletzungen bestrafen
So oder so: Der NSA-Skandal zeigt, die Privatsphäre wird immer durchlässiger. Thür fordert daher einen stärkeren Datenschutz. Heute gälten Verletzungen dieses Schutzes als Kavaliersdelikt und hätten keine effektiven Konsequenzen. Thür möchte «flagrante» Datenschutzverletzungen jedoch bestrafen können.
«Ich vergleiche das immer mit dem Strassenverkehr: Wenn man Tempolimiten nur empfehlen und keine Bussen oder Strafen damit verknüpfen würde, wären solche Postulate leere Worte.»