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NZZ-Chefredaktor Eric Gujer.
Legende: Der neue «NZZ»-Chefredaktor Eric Gujer bekräftigt den bisherigen politischen Kurs des Traditionsblatts. Keystone

Schweiz NZZ: «Wir sollten innenpolitisch pointierter werden»

Die «Neue Zürcher Zeitung» soll vor allem bei Inlandthemen schärfer kommentieren und im Digitalen schneller werden. Diese publizistischen Ziele nennt der neue Chefredaktor Eric Gujer im Interview mit SRF. Eine politische Kursänderung sei im Verwaltungsrat kein Thema, aber unternehmerischer Erfolg.

Die «Neue Zürcher Zeitung» hat nach turbulenten Zeiten einen neuen Chefredaktor. Eric Gujer nimmt Stellung zu den künftigen Zielen des Traditionsblattes.

SRF News: Herr Gujer, die Führungsfunktionen für die Publizistik sind bei der «NZZ» neu organisiert worden. Sie sind jetzt zu dritt. Sind Sie nach der Machtfülle ihres Vorgängers Markus Spillmann ein Chefredaktor «light»?

Gujer: Ich glaube nicht, dass es eine Chefredaktion «light» ist. Problem der früheren Chefredaktoren Markus Spillmann und Hugo Bütler war ja gerade die ungeheure Fülle an Aufgaben. Dasa war zu viel für eine Person und führte dazu, dass man viele Dinge nicht mehr richtig wahrnehmen konnte.

Der Verwaltungsratspräsident schreibt, die Zeitung müsse sich «neu erfinden». Was werden Sie ändern?

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Wir haben bereits das Projekt «NZZ Neo» aufgegleist, um die Printausgabe an die veränderten Lesebedürfnisse anzupassen. Das bedeutet auch ein stärkerer Fokus auf das Wochenende. Der neue Bund wird sehr stark gesellschaftliche Themen aufgreifen. Das ist unser Ziel im Print. Dazu kommen die Herausforderungen im Digitalen.

Wo kann sich die NZZ publizistisch verbessern?

Die «NZZ» kann im Digitalen schneller werden. Und sie kann sicherlich ihr Profil bei Kommentaren schärfen und bei manchen Fragen deutlicher Stellung nehmen als in der Vergangenheit.

Wo möchten Sie deutlicher werden?

Ich würde das nicht auf einen einzelnen Bereich reduzieren, sondern sagen, dass wir das generell in der Innenpolitik machen sollten.

Die grosse interne und externe Diskussion rund um die «NZZ» ist die politische Ausrichtung. Steuert die Zeitung gemäss den Wünschen des Verwaltungsrats jetzt nach rechts?

Das mit den angeblichen Wünschen des Verwaltungsrates ist ein Gerücht. Unser Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod hat heute in der Mitarbeiterversammlung noch einmal deutlich gemacht, dass er keine politische Agenda hat und den Kurs der «NZZ» nicht verändern will. Er wünscht sich eher eine unternehmerisch erfolgreiche Zeitung. Das mit der Kursänderung ist eine sich hartnäckig haltende Legende, aber da ist nichts dran.

Aber immerhin möchten Sie jetzt schärfer kommentieren?

Aber das heisst ja nicht, dass man in eine bestimmte Richtung geht. Wir müssen unsere Meinung in manchen Fragen einfach pointierter darstellen.

Der Verwaltungsrat hat sich beim Wechsel des Chefredaktor-Postens zumindest ungeschickt verhalten. Wie viel Vertrauen ist da verloren gegangen?

Der Verwaltungsrat hat an mancher Stelle ungeschickt kommuniziert. Er hat dies eingeräumt. Und damit sollten wir jetzt einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und nach vorne blicken. Die Medienzukunft ist schwierig genug.

Es wird spekuliert, dass Ihr Vorgänger Markus Spillmann Ihr Nachfolger als Auslandchef werden könnte? Ist das so?

Es ist nicht so. Im Moment führt mein bisheriger Stellvertreter Andreas Rüesch, der jahrelang Korrespondent in Washington und Moskau war, die Geschäfte kommissarisch. Alles andere werden wir zu gegebenem Zeitpunkt entscheiden.

Das Interview führte Simone Fatzer.

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