Die CVP befindet sich in einem Formtief. Die Partei soll thematisch erweitert werden. Am Parteitag in Appenzell wird darüber diskutiert, wie eine mögliche Neuausrichtung aussehen könnte. Parteichef Gerhard Pfister wünscht sich künftig einen profilierteren Auftritt.
SRF: Sie möchten unter anderem eine Wertedebatte diskutieren. Wie genau?
Gerhard Pfister: Wir sind herausgefordert durch Menschen und Ideologien, welche unseren Rechtsaat bekämpfen und unsere Kultur nicht befürworten, obschon sie in dieser Kultur leben wollen. Hier muss die Politik Antworten finden. Wo sind die Grenzen der Religionsfreiheit, wo setzen wir wie den Rechtstaat durch? Das ist eine Debatte, die wir dringend führen müssen. Da hat die CVP eine führende Rolle zu übernehmen.
Es gibt Stimmen, die das «C» aus dem Namen «CVP» entfernen möchten. Das wäre ja komplett im Widerspruch?
Das wäre ein Widerspruch, ja. Natürlich muss man über das «C» immer wieder diskutieren, wie man es mit politisch konkretem Inhalt füllt, aber eine grosse Mehrheit der CVP-Basis will bei diesem Namen bleiben. Wichtiger als der Name sind aber die Inhalte, über die wir diskutieren müssen.
Würde eine Neuausrichtung überhaupt reichen, um den Wählerschwund zu stoppen?
Nein, sie reicht nicht. Wir müssen auf allen Ebenen professioneller werden. So auch bei der Kampagnenfähigkeit. Strukturelle Fragen in einer Partei, die man von aussen her gar nicht sieht, aber innen doch reformiert werden müssen, um eine bessere Wirkung zu erzielen. Ich bin absolut überzeugt davon, dass unsere Inhalte wichtig und richtig sind. Es geht nun darum, dass wir frühzeitiger, akzentuierter und profilierter auftreten.
Liessen sich damit Niederlagen bei den Abstimmungen verhindern?
Bei den Abstimmungen gewinnen wir mehrheitlich. Was wir aber verbessern müssen, sind unsere Resultate bei den Wahlen, insbesondere bei den Parlamentswahlen. Ich bin überzeugt, wir können das. Es gibt einige Kantonalparteien der CVP, die in den letzten 10 Jahren entscheidende Fortschritte gemacht und Wähler gewonnen haben. Von da müssen wir lernen und versuchen, das auch auf nationaler Ebene umzusetzen.
Reicht denn das bis zu den nächsten nationalen Wahlen 2019?
Das allein reicht bestimmt nicht. Wir ziehen aber unsere Kantonalparteien schon in diesem Herbst zusammen, um den Wahlkampf 2019 zu planen. Es braucht eine gebündelte Form von Massnahmen, um die Wahlen 2019 erfolgreich gestalten zu können. Die Arbeit daran beginnt jetzt.
Das Interview führte Christine Wanner.