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Schweiz Postchefin Ruoff: «Wir dürfen nicht stehen bleiben»

Die Post will in den nächsten vier Jahren bis zu 600 weitere Poststellen schliessen. Die Gewerkschaften sprechen von einem «Kahlschlag». Postchefin Susanne Ruoff rechtfertigt sich: Man müsse den Wandel bei den Bedürfnissen mitmachen. Einen Stellenabbau will sie möglichst vermeiden.

Von ursprünglich 3600 Poststellen gibt es heute nur noch 1400. Nun sollen in den nächsten vier Jahren weitere 500 bis 600 geschlossen werden. 1'200 Mitarbeitende könnten von den Umstrukturierungen betroffen sein.

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Immer weniger Poststellen: Erfüllt die Post ihren Auftrag noch?
aus Samstagsrundschau vom 29.10.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 28 Minuten 51 Sekunden.

Gegenüber SRF betont Postchefin Susanne Ruoff, dass es dabei nicht in erster Linie um einen Abbau gehe, sondern um eine Anpassung an die heutigen Bedürfnisse: «Der Kunde bewegt sich heute anders; er arbeitet oft nicht mehr da, wo er wohnt, kommt vielleicht erst spät nach Hause und macht vieles digital.» Diesen Wandel müsse man im Fokus haben.

Es würden deswegen zwar viele Poststellen wegfallen, aber die Zugangspunkte zu Postdienstleistungen sollen dafür deutlich ausgebaut werden – mit Agenturen in Lebensmittelgeschäften oder Apotheken. «Der Pendler von Morgen wird sein Päckli vielleicht am Bahnschalter abholen können, wenn er das will», so Ruoff.

Entlassungen vermeiden

Der Kritik von den linken Parteien und den Gewerkschaften, es würde hier ein «Kahlschlag» betrieben, entgegnet Ruoff: «Wir werden unser Möglichstes tun, um Entlassungen zu verhindern.» Zahlreiche Pensionierungen, die anstünden, sowie natürliche Fluktuationen würden dabei helfen.

Die Post sei ein sozialer Arbeitgeber und werde ihre Verantwortung wahrnehmen, so Ruoff, aber «absolute Garantien» könne sie keine abgeben. Und: Es brauche natürlich auch die «Flexibilität des Einzelnen».

Wenn es einfach darum geht, einen Schwatz zu halten, soll man ein Restaurant aufmachen.
Autor: Susanne Ruoff Postchefin

Welche Poststellen konkret vom Abbau betroffen sind, ist noch nicht bekannt. Die Post will erst gründlich alle Bedürfnisse abklären, vor allem auch im Gespräch mit den Kantonen. Dabei könne es aber nicht darum gehen, einfach «alte Infrastruktur» zu erhalten: «Wir brauchen einen zukunftsgerichteten Dialog. Wenn es an einem Ort einfach darum geht, die Möglichkeit für einen «Schwatz» zu erhalten, soll man ein Restaurant machen. Sind aber unsere Angebote wichtig, werden wir sie auch anbieten».

Vieles kann der Kunde bei einer Postagentur problemlos erledigen.
Autor: Susanne Ruoff Postchefin

Ruoff betont: die Grundabdeckung bleibe weiterhin gewährleistet. Dafür gäbe es genügend Behörden und Gremien, die die Post kontrollieren würden. Man müsse auch Bedenken, dass viele Dienstleistungen wie gerade Ein- oder Auszahlungen heute viel einfacher seien als früher: «Vieles kann der Kunde bei einer Agenturstelle problemlos erledigen».

Nur für ganz aufwändige Postdienstleistungen müsse man künftig noch in eine Poststelle, und die gäbe es ja weiterhin.

Defizit beim Betrieb abbauen

Mit dem geplanten Abbau bei den Poststellen will die Post ihr Defizit in diesem Bereich zumindest deutlich reduzieren. Das aktuelle Minus mit dem Betrieb ihrer Filialen weist das Unternehmen mit 110 Millionen Franken aus.

Für Postchefin Ruoff sind die Massnahmen darum unumgänglich – auch wenn man in Bereichen wie etwa der Briefpost noch gutes Geld verdiene: «Fragen Sie sich selbst: Wie viele Briefe schreiben Sie noch? Auch dieses Geschäft ist rückläufig und nun werden auch die Rechnungen mehr und mehr digitalisiert – nein, wir müssen reagieren und können nicht einfach stehen bleiben.» Das sage sie auch den Gewerkschaften und ihren Angestellten: «Nur ein gesundes Unternehmen kann auch ein verantwortungsvolles Unternehmen sein».

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