«An diesem Bankgeheimnis werdet ihr euch die Zähne ausbeissen!» So wetterte vor wenigen Jahren noch der damalige Finanzminister Hans-Rudolf Merz. Doch die Zeiten ändern sich: Der Finanzplatz Schweiz steht international unter Druck.
Stück für Stück musste das Bankgeheimnis bereits gelüftet und Kundendaten auf Anfrage ausländischer Staaten via Amtshilfe preisgegeben werden. Länder wie Luxemburg, die bisher an der Seite der Schweiz für das Bankgeheimnis und für die Anonymität der Kunden gekämpft haben, sind inzwischen umgeschwenkt.
Man habe sich schweren Herzens dazu durchgerungen, wie der luxemburgische Finanzminister Luc Frieden am Donnerstag in St. Gallen erklärte: «Weil wir der Auffassung waren, dass das Risiko besteht, dass niemand mehr mit uns arbeiten will, wenn wir längerfristig ein System haben, das die anderen nicht haben.» Die Quellensteuer sei zwar ein besseres System, doch diese Ansicht teilten nicht alle.
Luxemburgs «Flucht nach vorn»
Luxemburg hat sich also für die «Flucht nach vorn» entschieden. Anders die Schweiz: Hier scheinen Banken und Politiker noch immer auf der Suche nach dem besten Rezept für die Zukunft zu sein. «Weissgeldstrategie» hiess bislang das Zauberwort des Bundesrates: Diese sieht vor, dass Banken künftig ausführlicher abklären müssen, ob das Geld ihrer Kunden schwarz oder versteuert ist.
Die Bankiervereinigung steht hinter diesem Konzept. Doch nun scheren die Privatbankiers aus: Ausgerechnet die verschwiegensten unter den Bankern liebäugeln neuerdings mit dem automatischen Informationsaustausch.
Christoph Gloor von La-Roche-Bankiers, Vizepräsident der Vereinigung der Schweizerischen Privatbankiers, erklärt, weshalb: «Neu ist die Geschwindigkeit, mit der sich der automatische Informationsaustausch abzeichnet.» Jetzt, da sich Luxemburg und Österreich darauf geeinigt hätten, werde sich die Schweiz der Einführung desselbigen wohl nicht mehr lange widersetzen können.
Bessere Karten mit Zugeständnis
Die Vereinigung der Privatbankiers schwenkt natürlich nicht ohne Hintergedanken auf den automatischen Informationsaustausch um. Das räumt Gloor ein: «Ich glaube wir hätten eine bessere Verhandlungsbasis, wenn wir etwas anbieten können, was in der EU bekannt ist, was von der EU gefordert wird.» Das sei besser als mit der Weissgeldstrategie einen «Sonderzug» zu fahren, der nicht verstanden würde.
Gloor hofft nun, dass die hiesigen Banken am Verhandlungstisch im Gegenzug den freien Zugang zum europäischen Markt bekommen. Gerade für kleinere Privatbanken – wie La-Roche von Christoph Gloor – wäre das sehr wichtig. Denn nur so können sie auch künftig ihre betuchte, ausländische Klientel aus der Schweiz heraus bedienen.
(eglc;prus)