Vor hundert Jahren war die Securitas noch praktisch allein. Sie wurde 1907 gegründet, um private Grundstücke zu schützen. Um polizeiliche Schutzaufgaben zu erfüllen, dort wo der Staat, die Polizei nichts zu suchen hat.
Seit den 1990-er-Jahren sei die Securitas jedoch in den öffentlichen Raum vorgedrungen und habe neue Aufgaben übernommen, sagt Matthias Bieri vom Center for Security Studies der ETH Zürich – und mit ihr immer mehr andere private Sicherheitsfirmen: «Ich denke da zum Beispiel an Personenkontrollen an Flughäfen oder im Bahnverkehr. Aber auch an neue technologische Aufgaben, die wahrgenommen werden, zum Beispiel im Bereich der Videoüberwachung.»
Polizeiaufgaben in privater Hand
Aber die Sicherheitsfirmen hätten auch immer mehr polizeiliche Aufgaben übernommen in den letzten Jahren, fügt der Autor der neuen Studie an. Offenbar ein lukrativer Markt, auf dem über 800 Firmen jährlich über eine Milliarde Franken Umsatz machen. Der Personalbestand hat sich in den letzten 20 Jahren auf über 20'000 Mitarbeiter verdreifacht. Heute sei es für private Sicherheitsdienste deshalb oft schwierig, qualifiziertes Personal zu finden, sagt Bieri weiter.
Genährt wird der Markt der Sicherheitsdienste zu einem beträchtlichen Teil von Kantonen und Gemeinden, die polizeiliche Aufgaben privaten Unternehmen anvertrauen. Fraglich, ob die Rechnung für die öffentliche Hand aufgeht.
Bei einfachen Aufgaben – beispielsweise einem Wachauftrag – sei dies zwar durchaus der Fall, stellt Bieri fest: «Bei anderen Aufgaben ist es unklar, ob es sich von staatlicher Seite lohnt, diese auszulagern, weil private Sicherheitsdienste in gewissen Fällen gar nichts machen dürfen und ohnehin die Polizei rufen müssen.»
Was Securitas und Co. dürfen und was nicht, und welche Qualitätsanforderungen sie dabei erfüllen müssen – die Klärung solcher Fragen wurde immer drängender, je stärker die Branche wuchs. Ein Konkordat unter den Kantonen soll nun gleich lange Spiesse in der ganzen Schweiz schaffen. Dieses ist allerdings noch umstritten.