An der unbewilligten Demonstration zogen in der Nacht auf Samstag gegen 200 grösstenteils vermummte Personen durch Zürich. Mehrere Polizisten wurden verletzt, der Sachschaden ist gross.
Im Protestzug wurde ein Transparent mit der Aufschrift «Reclaim the Streets» («Holt euch die Strasse zurück») mitgetragen. «Wir nehmen uns heute die Strasse, um ein Zeichen zu setzen gegen die fortschreitende Stadtaufwertung» und die Zerstörung alternativer Projekte, heisst es in einem Aufruf auf der Internetseite Indymedia.
Gewalt statt Tanz
«Reclaim the Streets» verstehe sich eigentlich nicht als eine gewaltbereite Bewegung, meint die Stadtgeographin Sara Landolt, die an der Uni Zürich zum Thema Jugend und Stadtleben forscht. Die Bewegung zeichne sich eher dadurch aus, dass sie Musik und Tanzparties mache. Die Idee von «Reclaim the Streets» sei Partizipation, Freude und der Wunsch nach nicht-kommerziellen Ausgangsmöglichkeiten.
In dem Aufruf seien auch die klassischen Anliegen von «Reclaim the Streets» aufgelistet: Mitgestaltung der Stadt, Forderung nach Raum in der Stadt, Proteste gegen zu teure Wohnungen usw. Dass man aber eine Stadt attackieren soll, dieses Wording beinhalte eine gewisse Gewaltbereitschaft.
«Dieses Mal hatte es von Anfang an einen Demo-Charakter. Es war keine Tanzparty», sagt Landolt im «Echo der Zeit». Die Frage sei, ob es sich um Mitläufer handle. Nach ihrem jetzigen Wissensstand sei jedoch die ganze Gruppe gewalttätig gewesen. «Das ist neu und kann nicht so einfach erklärt werden.»
Es ist nicht das erste Mal, dass es bei «Reclaim the Streets»-Veranstaltungen zu Gewalt kommt. Bereits 2010 lief in Zürich eine Veranstaltung völlig aus dem Ruder. Man müsse nun aber aufpassen, dass man nicht von diesen 200 bis 300 beteiligten Personen auf die gesamte Jugend von heute in der Schweiz und in den Städten schliesst, sagt Landolt.