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Schweiz SBB kommt mit Unfallserie in Erklärungsnot

Lenzburg, Neuhausen, Schwerzenbach, Kloten, Bern, Cossonay – die Liste der Vorfälle war im letzten Vierteljahr länger, als es der SBB vermutlich lieb sein kann. Nur eine «Pechsträhne» oder doch Anzeichen für eine missglückte Firmenpolitik? Die SBB gibt sich einsilbig, die Experten sind uneins.

Schon wieder Ärger bei der SBB: Unweit des Bahnhofs Cossonay (VD) ist am Freitag eine Rangierlokomotive in einen Bach gestürzt. Mindestens ein SBB-Mitarbeiter wurde dabei leicht verletzt.

Auch wenn die Auswirkungen auf den Bahnverkehr diesmal gering waren und Verspätungen sich in Grenzen hielten – das Jahr 2013 ist für die SBB bisher alles andere als ein Glücksjahr (siehe Bildergalerie). Im Gegenteil, zahlreiche Unfälle lassen das Unternehmen immer wieder ungewollt in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

SBB wiegelt Vorfälle ab

Einer Schuld oder eines Missstandes ist man sich bei der SBB aber nicht bewusst. «Aus unserer Sicht besteht zwischen den einzelnen Vorfällen kein Zusammenhang» so Mediensprecher Stephan Wehrle.

Gleichwohl verstehe man, dass sich die Öffentlichkeit Gedanken mache. Weiter zur Sache wollte man sich aber nicht äussern. Das soll am kommenden Montag an einem Medienanlass passieren.

Rückendeckung erhält die SBB von der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV. «Gemessen an dem, was auf Schweizer Schienen tagtäglich los ist, passiert relativ wenig», so Mediensprecher Peter Moor. «Aus meiner Sicht ist das eine Häufung von Zufällen – aus Sicht der SBB vermutlich schlicht und einfach Pech», so Moor.

«System Bahn» nicht mehr im Gleichgewicht

Gänzlich anderer Ansicht ist dagegen Walter von Andrian. «Die jüngste Serie ist kein statistischer Zufall», sagt der Chefredaktor der «Schweizer Eisenbahn-Revue». Zwar gebe es immer wieder Unfälle, aber mit gutem Personal, kontinuierlicher Weiterbildung und moderner Technik liesse sich deren Zahl unter Kontrolle halten. Ein attraktives Angebot, Zuverlässigkeit und Sicherheit müssten wieder gleich wichtig werden wie der Gewinn am Jahresende.

«Meiner Meinung nach ist das ‹System Bahn› nicht mehr im Gleichgewicht.» Das Unternehmen sei ständig umstrukturiert und die Organisation destabilisiert worden. Zugleich habe die Auslastung der Strecken, die Beanspruchung des Personals und die Zahl der Passagiere stetig zugenommen. Dagegen sei der Streckenunterhalt im letzten Jahrzehnt massiv vernachlässigt worden.

Sind die jüngsten Unfälle also nur ein Vorgeschmack auf Künftiges? «Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, mache mir aber Sorgen», so von Andrian.

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