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Zwei Schweine hinter einem Tor.
Legende: In Schach gehalten: Die Schweineseuche PRRS hat sich bisher nicht in der Schweiz ausgebreitet. Keystone

Schweiz Schweineseuche legt Versagen der Selbstkontrolle offen

Die Seuche PRRS führt bei Schweinen zu Fieber, Husten, Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten. Verursacht wird sie durch Sperma kranker Eber. Dieses haben Schweizer Betriebe importiert. Ihre Eigenverantwortung hat versagt.

Die Schweine husten, fiebern, werden unfruchtbar oder haben Fehlgeburten. Die Schweineseuche PRRS – kurz für Porcines reproduktives und respiratorisches Syndrom – wurde vor gut zwei Wochen in die Schweiz eingeschleppt.

Zuvor war die Schweiz frei von der Krankheit gewesen, die auf der ganzen Welt grassiert. Doch nun wurden Ebersamen von kranken Tieren aus dem Ausland importiert. Der Bund versucht mit allen Mitteln, die eingeschleppten Viren in Schach zu halten. Auch wenn sich die Krankheit nicht ausbreitet, wird allein deren Ausbruch Konsequenzen haben.

Gefahr lange bekannt

«Das wäre ein grosser finanzieller Schaden für die Schweinehaltung in der Schweiz, weil sich das Virus über längere Zeit in der Schweiz halten könnte und zu wirtschaftlichen Einbussen und Tierleiden führen würde», sagt Lukas Perler, Leiter Tiergesundheit beim Bundesamt für Veterinärwesen (Bvet).

Dabei ist die Gefahr längst bekannt. Bereits im Jahr 2007 warnte das Bvet in einem Merkblatt, niemand kontrolliere diese Seuche bei Importen von Ebersamen.

Die Verantwortung, nur Samen von gesunden Tieren zu importieren, liegt bei den Importeuren. Der Bund setzt allein auf die Eigenverantwortung der Betriebe.

Keine Seuche in der EU

In der EU gilt PRRS nicht als Seuche und wird daher nicht systematisch bekämpft. Die bilateralen Abkommen verbieten der Schweiz, von den EU-Ländern PRRS-Tests zu verlangen – mit gravierenden Folgen.

1200 Tiere mussten bisher geschlachtet werden. «Die Untersuchungen laufen immer noch. Es werden alle Betriebe, die diesen Samen eingesetzt haben, sowie deren Kontaktbetriebe untersucht», sagt Perler.

Verband rudert zurück

Der Verband der Schweinezüchter und -mäster ist alarmiert. Er fordert nun schärfere Kontrollen beim Import. Die Eigenverantwortung reiche nicht, wie die Erfahrungen der letzten zwei Wochen gezeigt hätten, sagt Felix Grob, Geschäftsführer von Swissporcs: «Die Eigenverantwortung ist zwar hochgehalten worden. Trotzdem sei etwas passiert.»

Bilaterale Verträge mit der EU hin oder her, für Grob ist klar: «Der freie Markt hat eine Grenze, wenn viele andere Betriebe gefährdet werden.»

Es sei zu gefährlich, Ebersamen in grossen Mengen zu importieren. Das sei auch nicht zwingend nötig, da die Vielfalt an Ebern in der Schweiz für die Zucht genügen würde.

Konsequenzen ausarbeiten

Swissporcs will mit dem Bvet mögliche Konsequenzen besprechen. Ein Importverbot kommt wegen der Freihandelsabkommen mit der EU allerdings nicht infrage. Dennoch könnte die Schweiz die Importe kontrollieren – allerdings erst ab der Grenze.

«Der Veterinärdienst könnte die Selbstverantwortung der Tierhalter steuern, indem er die Importe mit Überwachungsmassnahmen begleitet», sagt Perler vom Bvet.

Solche Massnahmen wurden bisher unterlassen. Die Überwachung ist aufwändig, kostet viel und die Branche lehnte sie ab. Doch dies könnte sich ändern.

Perler stellt in Zusammenarbeit mit der Branche «schärfere Kontrollen und Überwachungsmassnahmen» in Aussicht.

Rindersamen-Handel als Vorbild

Der Handel mit Rindersamen könnte künftig als Vorbild dienen. Dieser ist sicherer, da es schärfere Bestimmungen gibt und der Samen gefroren gehandelt wird. Er bleibt 30 Tage in Quarantäne – genügend Zeit, um die Gesundheit des Stieres zu überwachen.

Die Technik des Gefrierens könnte sich auch beim Handel mit Ebersamen durchsetzen. Diese und schärfere Kontrollen führen aber zu höheren Kosten. Doch dieser Preis dürfte sich lohnen, um die Schweiz weiterhin von der Schweinseuche PRRS freizuhalten.

(prus)

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