Die Bundesräte Alain Berset und Johann Schneider-Ammann haben die «Strategie Antibiotikaresistenzen» vorgestellt. Oberstes Ziel des Massnahmenpakets ist es, die Wirksamkeit von Antibiotika für Mensch und Tier langfristig zu erhalten.
Die Strategie setzt bei der Überwachung des Antibiotika-Einsatzes und der Entwicklung von Resistenzen an. In der Humanmedizin werden heute zwar Resistenzdaten gesammelt. Unbekannt ist aber beispielsweise, wie viele Menschen in der Schweiz jedes Jahr an resistenten Erregern sterben.
Auch die in der Tiermedizin erhobenen Daten sind lückenhaft. In beiden Bereichen sollen daher die Überwachung ausgebaut und die Daten systematisch und vergleichbar erfasst werden.
Infektionen vermeiden
Ein weiterer Ansatz ist die Prävention. Je mehr Infektionserkrankungen verhindert werden könnten, umso weniger Antibiotika müssen zur Therapie eingesetzt werden, heisst es im Entwurf zum Strategiepapier. Vermeiden lassen sich Infektionen etwa durch Hygienemassnahmen im Spital oder mit einer optimierten Tierhaltung in der Landwirtschaft.
Auch der unsachgemässe Einsatz von Antibiotika soll eingedämmt werden. Die Rede ist von verbindlichen Richtlinien zu Verschreibung, Abgabe und Anwendung von Antibiotika. Zudem sollen neue diagnostische Methoden entwickelt werden, um bakterielle Erkrankungen rasch erkennen und von viralen Infekten unterscheiden zu können.
Fachleute und Bevölkerung sollen für die korrekte Anwendung von Antibiotika sensibilisiert werden. Die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen gehört zu den gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrats. Interessierte Kreise haben nun bis zum 15. März Zeit, dazu Stellung zu nehmen.
Behandlung als Teufelskreis
Resistente Bakterien entstehen durch Mutationen oder durch den Austausch von Resistenzgenen. Überleben einzelne Erreger eine Antibiotikabehandlung und vermehren sich, entsteht ein resistenter Stamm. Dieser wird mit alternativen Antibiotika bekämpft, der Teufelskreis beginnt: Je mehr Antibiotika eingesetzt werden, umso mehr resistente Erreger entwickeln sich und umso rascher breiten sie sich aus.
Nicht nur der Mensch, auch die Massentierhaltung ist eine Brutstätte für resistente Keime. Problematisch sind beispielsweise MRSA-Erreger, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können und gegen die herkömmliche Therapien versagen.
In der EU sterben nach Schätzungen jährlich rund 25'000 Menschen an antibiotikaresistenten Erregern.