Luzius Wasescha arbeitete über 30 Jahre als Diplomat bei der Welthandelsorganisation WTO. Für den ehemaligen Botschafter ist klar: Tritt Grossbritannien aus der EU aus, wird die Lösungsfindung mit Brüssel über die Masseneinwanderungs-Initiative auf Jahre hinaus blockiert. «Das kann zehn Jahre dauern», meint Wasescha in der «Tagesschau».
Keine Wunder zu erwarten
Bei einem Brexit würden die Beziehungen zwischen Brüssel und Bern Kopf stehen. Das sieht auch der frühere Spitzendiplomat und heutige SP-Nationalrat Tim Guldimann so. Doch selbst wenn die Briten in der EU bleiben sollten: Bis Ende Juli mit Brüssel eine Lösung zur Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative zu finden, sei möglich. Wunder dürfe man aber keine erwarten.
«Es ist möglich, dass man sich in irgendeiner Weise verständigen kann», sagt Guldimann. «Aber es wird nicht der Durchbruch sein, bei dem man sagen kann: Jetzt haben wir das Problem des Widerspruchs zwischen der Personenfreizügigkeit und dem Zuwanderungsartikel gelöst.»
«Es Füfi la grad sy»
Eine sehr bescheidene Lösung sei möglich, sagt Wasescha. «Es darf nicht kompliziert sein. Es liegt dann an der Schweizer Politik, anstatt ‹teutonisch› den Verfassungsartikel umzusetzen, etwas ‹lateinische› Flexibilität reinzubringen. Das heisst: Dass man ‹es Füfi cha la grad sy›.» Konkret dürfte das heissen: Die Schweiz verzichtet auf Quoten und Höchstzahlen.
Das Fazit der beiden ehemaligen Diplomaten: Bei einem Brexit droht der Schweiz während fünf bis zehn Jahren eine Totalblockade. Bleiben die Briten in der EU, ist zumindest technisch eine Lösung mit Brüssel zur Zuwanderungsfrage vor dem Sommer möglich. Ob das politisch reichen wird, darüber wird ziemlich sicher das Volk entscheiden müssen.