Über 1000 Tonnen tödlicher Kampfstoffen hatte das Assad-Regime über die Jahre gebunkert. Seit Syrien der Organisation zum Verbot von Chemiewaffen (OPCW) beigetreten ist, sind diese C-Waffen für die Regierung in Damaskus nur noch hochgiftiger Ballast.
Bei der Suche nach einem Land, das den heiklen Vernichtungsprozess der chemischen Kampfstoffe auf ihrem Territorium übernimmt, war die OPCW erfolglos.
Nun sollen die Massenvernichtungswaffen auf hoher See unschädlich gemacht werden. Die schwimmende Vernichtungsanlage auf der MV Cape Ray soll im kommenden Jahr den Betrieb im Mittelmeer aufnehmen, so der Plan der OPCW.
Weit erfolgreicher war aber die Suche der OPCW nach Abnehmer für den Abfall, der beim Neutralisationsprozess anfallen wird. Insgesamt meldeten sich weltweit über 40 interessierte Firmen.
Millionen-Geschäft mit Sondermüll
Experten rechnen mit sieben Millionen Liter Abwasser. Dazu kommen rund 800 Tonnen Vorläufersubstanzen. Hier wittern die Firmen, welche auf die Entsorgung von Sondermüll spezialisiert sind, das grosse Geschäft.
Die Preise für Sondermüll belaufen sich etwa auf 1000 bis 2000 Dollar pro Tonne, so der Abrüstungsexperte der Umweltschutzorganisation von Green Cross Schweiz, Stephan Robinson. Ein durchaus lukratives Geschäft also.
Hier wollen auch zwei Schweizer Unternehmen mitmischen. Gemäss Recherchen von «10vor10» gehört die Valorec mit Sitz in Basel dazu. Der stellvertretende Geschäftsführer Werner Wagner bestätigt eine entsprechende Offerte an die OPCW.
Entsorgung in Basel geplant
Die Entsorgungsfirma ist interessiert, einzelne Chargen im Basler Sondermüllofen umweltgerecht zu entsorgen. Dabei handelt sich um Rohstoffe zur Herstellung von Chemiewaffen, die aber auch bei zivilen Prozessen in der chemischen Industrie zur Anwendung kommen.
«Wir rechnen aber nicht damit, bei den einfachen Substanzen zum Zug zu kommen, sondern eher bei den etwas heikleren Stoffen», sagte Wagner.
Im Rotationsofen sollen die Substanzen bei etwa 1200 Grad Celsius unschädlich gemacht werden. Valorec ist gemessen an den grossen Playern, wie Tredi in Frankreich oder Sava in Deutschland, ein eher kleines Unternehmen.
EDA sichert Unterstützung zu
Unterstützung bekommt die Valorec vom EDA. Das Aussendepartement hatte im September für die Syrien-Mission rund eine Million Franken bereitgestellt. Damit wurde beispielsweise die Analyse der OPCW-Experten in Syrien unterstützt. Aus dem Topf könnten aber auch die anfallenden Entsorgungskosten mitfinanziert werden, gibt das EDA auf Anfrage bekannt.
Politisch ist die Beteiligung einer Schweizer Firma noch nicht vollständig geklärt. «Allfällige rechtliche Fragen im Zusammenhang mit einem Engagement einer oder mehrerer Schweizer Firmen werden zu gegebener Zeit geprüft», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Noch hat die Organisation zum Verbot von Chemiewaffen nämlich nicht entscheiden, welche Firmen die Giftstoffe entsorgen werden.