Den Schweizer Winzern drohen wegen der Schäden durch das Pilzschutzmittel «Moon Privilege» Umsatzeinbussen von bis zu 80 Millionen Franken. Das zeigen erste Schätzungen des Schweizer Weinbauernverbandes. Rund 900 Weinbauunternehmen sind betroffen.
Obwohl das aussergewöhnlich warme Wetter im Juli der Schweiz einen hervorragenden Jahrgang bescheren wird, herrscht in der Weinbranche alles andere als eitel Sonnenschein. Die Winzer entdeckten zu Beginn des Sommers, dass bei einigen Reben die Blätter deformiert waren und keine Beeren wuchsen.
Fast fünf Prozent einer Durchschnittsernte fehlen
Schnell geriet das seit 2012 zugelassene Pilzschutzmittel «Moon Privilege» des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer unter Verdacht, die Schäden verursacht zu haben. Der Beweis dafür fehlt bis heute, Bayer riet jedoch sofort vom Einsatz des Fungizids ab und der Bund entzog dem Mittel inzwischen die Bewilligung.
Seit dem Auftauchen der rätselhaften Krankheit versucht die Weinbranche, das Ausmass der Schäden abzuschätzen. Sämtliche Weinbauern wurden deshalb aufgefordert, ihre Schäden zu melden, auch im Hinblick auf künftige Schadenersatzforderungen.
Einige Winzer in Existenz gefährdet
Die Umfrage zeigt: Von einer durchschnittlichen Jahresernte von 110 Millionen Liter fehlen 4,85 Prozent, wie der Weinbauernverband Schweiz mitteilte. Der Ernteverlust beläuft sich auf 6,65 Millionen Kilogramm Trauben. Bei einem Einkaufspreis von 4 Franken pro Kilogramm ergibt das einen Gesamtverlust von 26,6 Millionen Franken wie Willy Deladoëy, Winzer aus dem waadtländischen Bex und Interims-Präsident des Weinbauernverbands, sagte.
Während einige Winzer einen Grossteil ihrer Trauben verloren haben, sind andere kaum betroffen. Einige Weinbauern könnten es verkraften, dieses Jahr nur eine kleine Menge Wein auf den Markt zu bringen, sagte der Präsident des Weinbauernverbands.
Unbekanntes Ausmass des Schadens
Schadenersatzforderungen können erst gestellt werden, wenn der Beweis vorliegt, dass die Schäden auf das Pilzschutzmittel zurückzuführen sind. Gemäss Bayer sind auch Schadensfälle aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien bekannt. Über das Ausmass dieser Schäden im Ausland liegen keine Zahlen vor.
Ob die Schweizer Weinbauern gegen Bayer juristisch vorgehen und wie, ist noch offen. Weil in der Schweiz Sammelklagen nicht möglich sind, müsste vermutlich jeder Winzer einzeln Klage einreichen.