Wenige Tage vor Heiligabend ist in vielen Wintersportorten der Schweiz noch so rein gar nichts zu spüren von romantisch-weisser Weihnachtsstimmung. Weil es kaum geschneit hat, zeigen die Webcams aus Skigebieten in tiefen Lagen vor allem die Farben braun und grün.
In zahlreichen Regionen ist denn auch nur ein Teil der Pisten und Anlagen geöffnet. Im sanktgallischen Toggenburg etwa sind gerade mal 10 von 17 Anlagen und 11 von 60 Kilometern Piste offen.
«Wir zehren noch vom Novemberschnee», sagt Urs Gantenbein von den Bergbahnen Wildhaus. Auf der Sonnenseite aber fehle der Schnee. Auch im Skigebiet Schwarzsee in den Freiburger Voralpen ist nur der Sessellift auf die Kaiseregg seit Samstag in Betrieb. Die Skilifte stehen gemäss der Website von Schweiz Tourismus still.
Das bisschen Schnee schmilzt dahin
«Die Temperaturen sind erstaunlich für diese Jahreszeit», sagt der Präsident der Walliser Bergbahnen, Arthur Clivaz. «Seit drei Wochen ist es warm im Wallis.» Sogar nachts sänken die Temperaturen nicht unter zwei bis drei Grad. Somit kann man auch nicht auf die bewährte Waffe gegen Schneemangel zurückgreifen: die Schneekanone. Denn damit diese funktionieren, braucht es Temperaturen unter null Grad.
Deswegen sind in Crans-Montana VS von 140 Pistenkilometern nur 27 befahrbar, 26 Kilometer sind beschneit. Plustemperaturen lassen die weisse Pracht auch rasch wieder schmelzen.
Ab 2000 Meter schneesicher?
Skigebiete in Höhenlagen profitieren notabene von den Minustemperaturen, so Zermatt, Verbier und Saas Fee im Wallis, Glacier 3000 in Les Diablerets in der Waadt, Adelboden-Lenk und die Jungfrauregion im Kanton Bern.
Auch in Davos in Graubünden sind die meisten Pisten auf über 2000 Metern über Meer offen. «Ohne den technischen Schnee wäre es auch uns gar nicht möglich gewesen, die Saison zu eröffnen, da es bisher zu wenig Niederschlag gab in diesem Winter», sagt Nuot Lietha, Mediensprecher von Davos Klosters.
Ende November fiel aber in der Innerschweiz rund ein Meter Schnee. «Davon zehren wir jetzt», sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Bergbahnen Engelberg Titlis, Peter Reinle. Die Region bietet Pisten in Lagen von 1000 bis 3000 Höhenmetern. Unten sei beschneien im Moment nicht möglich. Die Talabfahrt nach Engelberg sei jedoch «okay».
Schneegarantie als Verkaufsargument
Im Buhlen um Gäste werben Wintersportorte im Hochgebirge mit ihrer «Schneesicherheit» oder «Schneegarantie». «Der Klimawandel hat für uns einen positiven Effekt, weil die Leute immer mehr die Höhe suchen», sagt Bernhard Tschannen, Marketingdirektor von Glacier 3000. Je mehr der Schnee in tiefen Lagen also ausbleibt, desto mehr profitiert das Hochgebirge.
«Wir sehen uns eher nicht als Profiteuere des Klimawandels», widerspricht Davos-Klosters-Mediensprecher Lietha. Richtig sei zwar, dass mehr Gäste nach Davos kämen, wenn in tiefer gelegenen Stationen kein Schnee liege. «Aber für uns ist wichtig, dass es auch in unserem Einzugsgebiet im Mittelland schneit und die Leute Lust auf Winter bekommen.»
Langfristig müssen auch die Kleinen überleben, sonst gibt es unter dem Strich weniger Skifahrer und damit auch weniger Kunden.
Peter Reinle von den Engelberg-Titlis-Bahnen wiederum sagt, kurzfristig profitierten zwar die höher gelegenen Orte, aber «langfristig müssen auch die Kleinen überleben, denn sonst gibt es unter dem Strich weniger Skifahrer und damit auch für die grösseren und höher gelegenen Skigebiete weniger Kunden».