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Schweiz «Sozialhilfe gehört zum Erfolgsmodell Schweiz»

Überdurchschnittlich oft sind alleinerziehende Mütter und ihre Kinder auf Sozialhilfe angewiesen. Sozialhilfe müsse denn auch mehr sein als blosse Überlebenshilfe, ist die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe überzeugt – und hält am Konzept des sozialen Existenzminimums fest.

Schon seit 50 Jahren stellt die Schweizerische Gesellschaft für Sozialhilfe SKOS Richtlinien auf über die Art und die Höhe von Sozialhilfe. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2013 aber kamen diese vermehrt unter Beschuss: Zahlreiche Gemeinden leiden unter den wachsenden Sozialausgaben, vier von ihnen traten mit viel Getöse aus der SKOS aus.

Das sei angesichts der insgesamt über 600 in der SKOS zusammengeschlossenen Gemeinden keine sehr grosse Zahl, relativierte Geschäftsführerin Dorothee Guggisberg die Austritte nun vor den Medien in Bern. «Hingegen muss man schon sagen, dass das mediale Echo gross war.»

Gesellschaftlichen Ausschluss verhindern

SKOS-Präsident Walter Schmid seinerseits betonte, dass der Sozialhilfe-Betrag zur Deckung des Grundbedarfes seit zehn Jahren nicht mehr angehoben worden sei. Er betrage «ganze 15 Franken pro Tag und Kopf.»

Zwar genüge für das blosse Überleben wohl ein noch tieferer Betrag, räumt er ein. Aber in der reichen Schweiz müsse es doch für alle möglich sein, an der Gesellschaft auch wirklich teilzuhaben: Das Mitmachen in einem Verein, ein kleines Geschenk oder auch das Erlernen eines Musikinstruments müsse mit der Sozialhilfe möglich sein.

Armut habe eben viel zu tun mit gesellschaftlichem Ausschluss – und den gelte es nach Möglichkeit zu verhindern, so Schmid weiter. Dies sei umso wichtiger, als jede und jeder dritte Sozialhife-Bezüger ein Kind ist. Ihnen zu helfen sei eine Aufgabe, die sich die reiche Schweiz leisten könne und müsse. Derzeit sind in der Schweiz rund 235'000 Menschen auf Sozialhilfe angewiesen.

Steuern erhöhen oder Sozialausgaben kürzen?

Schmid bringt die Steuersenkungen ins Spiel, welche in den letzten Jahren vielerorts in der Schweiz vorgenommen worden seien. Vielleicht müssten die Steuern am einen oder anderen Ort nun halt wieder etwas erhöht werden, «um unsere Aufgaben wieder in einer guten Art und Weise wahrnehmen zu können.»

Doch viele Gemeinden gehen den gegenteiligen Weg. Sie kürzen die Sozialausgaben. Schmid findet das kurzsichtig. Denn dank eines gut ausgebauten Sozialstaates könnten viele Menschen ihre Potentiale besser ausschöpfen. Auch werde der soziale Friede so gewährleistet.

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Sozialer Friede ist ein Standortvorteil

So gesehen sei die Sozialhilfe ein Standortvorteil wie viele andere auch. Schliesslich brauche es auch eine Verkehrs- oder Kommunikationsinfrastruktur oder ein Bildungswesen. «Das Sozialwesen ist dem beizufügen – als wichtiger Bestandteil unseres Erfolgsmodells.»

Dafür will sich die SKOS auch im 51. Jahr ihres Bestehens einsetzen. Mit Unterstützung der meisten Gemeinden, Kantone und Verbände; und gegen den Widerstand von ein paar wenigen.

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