Diesen Sommer wird es eng auf den Campingplätzen in der Schweiz. Nicht zuletzt, weil viele Schweizerinnen und Schweizer sich für Ferien im Inland entschieden haben. Vielen ist Camping im Ausland, zum Beispiel in Italien oder Kroatien, derzeit zu unsicher.
So auch für Nicole Hüppi aus Schmerikon (SG) auf dem Campingplatz Sempach (LU): «Wir wären jetzt in Italien, das war uns dann aber zu riskant. Nun bleiben wir in der Schweiz.»
Für Regula Decker aus Laufenburg (AG) war es zudem wichtig, in einem Land zu bleiben, wo man sich sprachlich verständigen kann. Geplant waren bei ihrer Familie ursprünglich Ferien in Kroatien.
Verluste teilweise aufholen
Der Campingplatz in Sempach ist schon jetzt bis Mitte August ausgebucht. Seit über 30 Jahren führt Beat Herzog den Platz und hat alle Hände voll zu tun – wegen Corona noch etwas mehr als sonst.
Zusätzlich zu den üblichen Aufgaben als Platzwart, etwa dass alle den richtigen Standplatz beziehen, muss er auch die Corona-Schutzmassnahmen überprüfen. Herzog muss kontrollieren, dass sich alle richtig verhalten, aber Polizist spielen möchte er nicht.
Der Platz gehört dem Touring Club der Schweiz (TCS), dem grössten Anbieter von Campingplätzen in der Schweiz. Noch Ende Mai prognostizierte der TCS wegen der Corona-Situation ein Minus von sechs Millionen Franken für das laufende Jahr.
Aber dank des aktuellen Buchungsstands sieht Oliver Grützner, Leiter Tourismus und Freizeit beim TCS, das wieder etwas anders. Er hofft, dass man nun die Verluste teilweise verringern kann. «Wenn es im Herbst noch einen kleinen Sommer gibt, dann kann man vielleicht aufholen, aber wahrscheinlich nicht kompensieren.»
Alternative für Wildcamper
Ausgebuchte Campingplätze macht aber aus vielen Campern auch Wildcamper. In Unterschächen, einem kleinen Dorf im Kanton Uri mit etwas mehr als 700 Einwohnern, will man Wildcampern mit einem neuen Stellplatz, einem Parkplatz für Wohnmobile oder Kleinbusse, eine Alternative anbieten.
Im angrenzenden Langlaufzentrum werden Duschen und Toiletten zur Verfügung gestellt. Die Übernachtungskosten liegen bei 20 Franken. Der Tourismusverein Unterschächen / Klausenpass erhofft sich mit dem neuen Stellplatz einen Aufschwung für den Ort.
Anfang Juni hat Uri Tourismus einen Aufruf gestartet und solche Stellplätze im ganzen Kanton gesucht. Bis heute sind neun neue Gemeinden mit insgesamt 65 Plätzen dazugekommen. Damit wolle man dem wilden Campieren im Kanton und das damit verbundene Abfallproblem unter Kontrolle bekommen.
Aktuell gibt es schweizweit rund 100 Stellplätze. Einen davon seit Kurzem in Fideris im Kanton Graubünden. Die Gemeinde hat kurzerhand 24'000 Franken Budget bereitgestellt und will den Stellplatz diesen Sommer probeweise betreiben.
Das Angebot an Camping-Stellplätzen in der Schweiz ist zwar ausgebucht, aber es wird ausgeweitet. Wer diesen Sommer Campen will, kann sich darum auch nach Alternativen zu klassischen Campingplätzen umsehen.