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Schweiz Stau-Bschiss am Gotthard

Das Bundesamt für Strassen, Astra, rechnet beim Gotthard-Stau auch staufreie Abschnitte mit. Das Astra bestätigt die «Rundschau»-Recherchen. «Entscheidend ist die Wartezeit, nicht die Kilometerlänge.»

Bei langen Staus zwischen Göschenen und Erstfeld auf mindestens 13 Kilometern gibt es rund fünf Kilometer staufreie Abschnitte. Auf diesen staufreien Abschnitten vor dem Gotthard fliesst der Verkehr – dank einem Ampelsystem der Urner Kantonspolizei. Jetzt zeigen Recherchen der «Rundschau»: Das Bundesamt für Strassen zählt diese bis zu fünf Kilometer langen staufreien Abschnitte bei der Gesamtstaulänge mit. Der Gotthard-Stau ist in solchen Fällen kürzer, als die vom Bundesamt vermeldeten Stau-Kilometer.

Ja, wir zählen staufreie Abschnitte mit.
Autor: Astra Bundesamt für Strassen

Astra-Sprecher Thomas Rohrbach bestätigt die «Rundschau»-Recherche: «Ja, wir zählen staufreie Abschnitte mit. Entscheidend ist die Wartezeit für Automobilisten, nicht die Kilometerlänge des Staus.»

Früher stockender Verkehr – heute 1-Kilometer-Gotthard-Stau

Das Astra tritt ein für eine zweite Gotthard-Röhre. Macht das Bundesamt mit überhöhten Stauzahlen politisch Stimmung? Noch 2012 vermeldete das Astra ganze vier Kürzest-Staus von einem Kilometer am Gotthard-Nordportal – letztes Jahr bereits 195 Staus mit einem Kilometer.

Früher sprach das zuständige Bundesamt bei solchen Kürzest-Staus mit maximal zehn Minuten Wartezeit von «stockendem Verkehr». Heute vermeldet das Astra am Gotthard hundertfach «1 Kilometer Stau». Erstaunlich: in derselben Zeitperiode von 2012 bis 2014 ist der Gesamtverkehr am Gotthard praktisch gleich geblieben (+ 1,7 Prozent).

Urner Kantonspolizei kritisiert Bundesamt

Die massive Zunahme von Kürzest-Stau-Meldungen am Gotthard durch das Bundesamt für Strassen ärgert jene, die den Gotthardverkehr am besten kennen: die Urner Kantonspolizisten. Polizeikommandant Reto Habermacher zur «Rundschau»: «Das sind sehr viele Staus, die sich kurz bilden, weil ein Fahrzeug nicht anfahren konnte, und sich 10 Minuten später wieder auflösen. Auf solche Meldungen könnten wir verzichten.»

Auch die zu viel angegebenen Staukilometer kritisiert der Urner Polizeikommandant: «Für uns ist massgebend, dass die Staulänge exakt angegeben wird. Nur so ist die Fahrzeit bis in den Tunnel berechenbar.» Das Bundesamt für Strassen wollte die Kritik der Urner Kantonspolizei inhaltlich nicht kommentieren. Astra-Sprecher Rohrbach: «Wir sind gute Partner.»

«Astra macht Politik mit überhöhten Stauzahlen»

Die «Rundschau»-Recherchen haben Nationalrätin Evi Allemann (SP/BE) aufgeschreckt. Sie will in der nächsten Session das Verhalten des Bundesamts für Strassen im Parlament thematisieren.

Allemann zur «Rundschau»: «Das Astra macht mit diesen Stauzahlen bewusst politische Stimmung. Teilweise sind diese Stauzahlen manipuliert, dies ist inakzeptabel. Das Ziel des Astra ist es, die Abstimmung über die zweite Gotthard-Röhre zu beeinflussen.»

Astra-Sprecher Thomas Rohrbach entgegnet: «Das Astra hat kein politisches Interesse an mehr Staus am Gotthard. Wir erfinden keine Staus.» Mit zwei Röhren werde nämlich die Kapazität nicht erhöht, denn sie würden nur einspurig befahren.

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