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Schweiz Streitgespräch: Erleichterter Zugang zu Sterbemitteln?

Soll der Zugang zu Sterbemitteln für lebensmüde Menschen erleichtert werden? Im Streitgespräch der «Rundschau» stehen sich Marion Schafroth, Exit-Vorstandsmitglied und Ärztin, und der Zürcher EVP-Kantonsrat Gerhard Fischer gegenüber.

Lebensmüde Menschen sollten erleichterten Zugang zu Sterbemittel haben. Marion Schafroth, Vorstandsmitglied der Sterbehilfeorganisation Exit und Ärztin, befürwortet diese Entwicklung. In einer freiheitlichen Gesellschaft soll auch der Wunsch vieler Menschen möglich sein, in Selbstbestimmung über das Lebensende zu bestimmen. Aber es sei selbstverständlich, dass niemand ohne Abklärung in den Tod begleitet wird. Exit werde auch nie gesunde Menschen begleiten.

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Für Gerhard Fischer, EVP-Politiker im Kanton Zürich geht diese Entwicklung grundsätzlich in die falsche Richtung. Seine Frau starb wegen einem Hirntumor und wollte keine Sterbehilfe. Wenn man die Sterbehilfe nun für Senioren möglich mache, zeige dies, dass man eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schafft. Menschen mit Gebrechen seien weniger wert. Dabei mache es keinen Unterschied, ob jemand krank oder alt sei.

Auch aus einer ethischen, christlichen Sicht sei es der verkehrte Weg. «Hoffnungslosigkeit ist ein Problem, wenn man keine Menschen um sich hat. Aber auch der Glaube kann Hoffnung geben.» Ein Sterbewunsch könne auch vorübergehend sein. Ein gutes Umfeld, etwa palliative Pflege, könne einen solchen Sterbewunsch oft auch auffangen, meint Fischer.

Schafroth glaubt nicht, dass es zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft kommt. Der einzelne Mensch solle sagen können, welcher Entscheid für ihn richtig sei. Jeder Menschen empfindet etwas anderes als lebenswert. Es gehe nur darum, Freiheiten zu schaffen.

Gehen und sterben, um nicht zur Last zu fallen?

Könnte eine Liberalisierung bei der Sterbehilfe aber nicht ein falsches Signal geben? Wird nicht der Eindruck vermittelt, alte Menschen seinen nicht mehr viel wert oder fielen der Umwelt zur Last?

Gerhard Fischer schätzt, dass wenn ein älterer Mensch aus dem Leben scheidet, sich jemand anderes im gleichem Alter, vielleicht sogar in einem schlechteren Gesundheitszustand, diesen Druck spüren könnte, gehen zu müssen. Der Druck steigt, niemandem zur Last zu fallen, vielleicht nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen.

Marion Schafroth von Exit sieht aus ihrer Erfahrung diesen Druck nicht. Das Bewusstsein, dass der Druck steigen könnte, ist aber da. Die Sterbehilfeorganisationen hätten ein waches Auge darauf und auch die Sterbehilfe-Gegner würden die Situation beobachten und seien so ein gutes Korrektiv.

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