Es braucht nicht einmal eine Hand, um jene Flüchtlinge abzuzählen, die bereits privat untergebracht sind oder demnächst zu einer Familie ziehen werden: Laut der Schweizerischen Flüchtlingshilfe ist eine Person im Kanton Waadt untergekommen, zwei weitere «sitzen sozusagen auf gepackten Koffern» und werden demnächst privat platziert.
Nächste Woche ziehe zudem eine syrische Familie in einem Deutschschweizer Kanton zu einer Gastfamilie. In welchem wollte Stefan Frey von der Flüchtlingshilfe nicht sagen. Man will nicht schon im Voraus Staub aufwirbeln. Alles in allem können syrische Flüchtlinge also nur vereinzelt privat untergebracht werden. Stefan Frey gibt zu: «Das ist sehr wenig. Wir hätten es auch gerne etwas grosszügiger.»
Flüchtlingshilfe kritisiert mangelnden politischen Willen
Dabei wäre die Bereitschaft in der Schweizer Bevölkerung durchaus da: Bereits über 200 Personen haben sich gemeldet, die syrischen Flüchtlingen gerne ein Heim bieten wollen. Wer Flüchtlinge bei sich beherbergen möchte, muss gewisse Anforderungen erfüllen: Die Gastfamilie muss genug Raum sowie ein separates WC mit Dusche oder Bad anbieten können. Zudem brauchen die Gastgeber genügend Zeit, um die Flüchtlinge im Alltag zu begleiten und müssen bereit sein, sie mindestens ein halbes Jahr bei sich aufzunehmen.
Bei der Flüchtlingshilfe gehen nach wie vor jede Woche bis zu fünf Angebote ein von Leuten, die helfen wollen. Doch Flüchtlinge werden sie in der nächsten Zeit wohl kaum beherbergen können.
Schwieriger als gedacht
Wo also hapert es? Die Schweizerische Flüchtlingshilfe macht in erster Linie die Struktur im Asylwesen verantwortlich: Jeder Kanton hat seine eigenen Richtlinien. Stefan Frey beklagt die «unglaubliche» Bürokratie. Es mangle am politischen Willen. Zum Teil hätten die Kantone überhaupt kein Gehör für das Engagement Privater, sie würden die Flüchtlinge lieber kollektiv in Zentren unterbringen.
Doch genau da liegt für die Flüchtlingshilfe das Problem: «Das sind keine Ferienlager. Und aus unserer Sicht bieten solche Zentren auch keine günstige Ausgangslage für die Integration der Flüchtlinge.» Es brauche mehr Flexibilität. Und diese wäre bei privaten Lösungen gegeben.
Bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe hat man zwar mit Schwierigkeiten gerechnet. «Wir wussten, worauf wir uns einlassen», so Stefan Frey. Trotzdem sei die magere Bilanz ernüchternd: «Es ist mühsam.» Die Flüchtlingshilfe bleibt aber zuversichtlich. Dass man in der Waadt mit einem Pilotprojekt habe starten können, sei positiv: «Ein erster Schritt ist getan.»