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Schweiz This Jenny: «Was ist los? Ich bin noch da!»

Der Glarner SVP-Ständerat und Bauunternehmer This Jenny trat von einem Tag auf den anderen wegen seiner Krebserkrankung von der politischen Bühne ab. Vier Monate später und nach einer schweren Magenoperation ist Jenny zuversichtlich, dass das Leben weitergeht, sagt er in der Sendung «Schawinski».

Im Februar überraschte der Glarner SVP-Politiker und Unternehmer This Jenny die Öffentlichkeit mit seinem sofortigen Rücktritt als Ständerat. Bösartiger Magenkrebs im fortgeschrittenen Stadium war die Diagnose, die ihm sein Arzt eröffnete.

Vier Monate später geht es This Jenny «den Umständen entsprechend gut, es ist aber natürlich ‹Scheiss‘›», wie er unverblümt in der ihm eigenen klaren Ausdrucksweise in der Sendung «Schawinski» sagt.

Vor zweieinhalb Monaten habe man noch davon ausgehen müssen, dass man ihn nicht mehr operieren könne, weil der Tumor zu weit fortgeschritten sei.

Roger Schawinski und This Jenny.im Gespräch.
Legende: This Jenny war Initiant für das elektronische Abstimmungssystem im Ständerat. SRF

Seine Chancen hätten sich aber massiv verbessert. Er habe die erste Chemotherapie sehr gut vertragen und sie habe gewirkt, so dass der Tumor markant zurückging. Dank der nachfolgenden Operation, bei der ihm der gesamte Magen entfernt wurde, gehe es ihm heute gut. Es sei unangenehm, aber man könne damit leben und halt nur noch kleine Portionen essen.

Nach der neunstündigen Operation habe er 12 Kilo an Gewicht verloren. «Da isch alles Pudding. Da isch nüt me ume», merkt Jenny an. Jetzt folge die zweite «Chemo»:

Da lönt s'dir literwiis Gift ine, 5 bis 6 Stunde lang.

This Jenny

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This Jenny blickt in die Kamera

Der SVP-Politiker mit Jahrgang 1952 war Gemeinderat und Landrat im Kanton Glarus von 1994 bis 2014 und Kantonalpräsident der SVP (1992 - 2003). Den Kanton Glarus vertrat er als Ständerat von 1998 bis zu seinem sofortigen Rücktritt am 13.02.2014.

Im Allgemeinen habe man zu viel Angst vor einer Chemotherapie, meint Jenny. Heute verträgt man das viel besser. «Ich lasse gerne ein paar Tage Unwohlsein über mich ergehen, wenn man damit fünf oder sechs Jahre gewinnt.» Aber er hätte den «Chrampf» für nur ein Lebensjahr nicht auf sich genommen. Aber heute könnte es noch ein oder auch 20 Jahre sein.

Jenny hat sich inzwischen auch der Sterbehilfeorganisation Exit angeschlossen, was für ihn früher kein Thema gewesen wäre. Wichtig sei aber, den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Einmal im Spital, gehe das nicht mehr. Aber er habe alles in die Wege geleitet, dass es allen in seinem Umfeld gut gehe.

Jenny hadert nicht – im Gegenteil

Er habe heute im Rückblick auf die letzten 40 Jahre ein erfülltes, tolles Leben gehabt. Das könnten nicht alle von sich behaupten. Es wäre etwas ganz anderes, wenn die Kinder noch klein wären oder sich das Geschäft noch im Aufbau befinde.

Was ist auch los? Ich bin noch da! Entscheidend ist Qualität im Leben!

Eine Krebserkrankung sei eine völlig neue Erkenntnis. «Vorher hast du die Prioritäten ganz anders gesetzt. Die Gesundheit wird als einfach gegeben hingenommen.» Im Rückblick findet Jenny, es bräuchte ein wenig mehr Gelassenheit. Es müsse nicht alles perfekt sein.

Lebenszeit im Parlament vertrödeln?

Zum Stichwort «Zeit» kommt Roger Schawinski mit This Jenny auch auf SVP-Parteikollege Christoph Blocher zu sprechen. Dieser war überraschend per Ende Mai aus dem Nationalrat zurückgetreten. Blochers Begründung war, viel zu viel Zeit im Parlament zu verplempern.

Das hätte er vorher merken sollen. Ich staune, dass er als Unternehmer das so viele Jahre lang durchgelitten hat.
Autor: Jenny über Christoph Blocher

So sei halt das System Nationalrat, aber auch im Ständerat. «Als Unternehmer diskutierst du 10 Minuten, dann fällt der Entschied. Im Parlament diskutiert man vier Tage.»

Für Jenny war der Eindruck nur im ersten Jahr so, dass im Parlament alles viel zu lange dauere. Er habe sich gesagt, «This Jenny, dafür bist du gewählt, das hast du zu akzeptieren, sonst musst du zurücktreten.»

Es gehöre dazu, andern zuhören, und er sei froh gewesen um Andersdenkende, als es interessant wurde in den Debatten. Während der 15 Jahre habe er Freude gehabt, dass er das machen konnte. «Es war ein Hobby, ich habe leidenschaftlich politisiert und habe gute Freunde gehabt, auch parteiübergreifend. Die Streitkultur hat mir gepasst.»

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