Die Tour de France kommt heute in Bern an. Nach einem Ruhetag in der Hauptstadt zieht sie am Mittwoch weiter. Bern hat keinen Aufwand gescheut, um den Tross während drei Tagen zu beherbergen. Über zwei Millionen Franken haben Stadt und Kanton in den Anlass investiert, vor allem um den Tourismus anzukurbeln. Ob sich das lohnt?
Gastgewerbe profitiert unmittelbar
Die Berner Hotels und Restaurants könnten sicher unmittelbar profitieren, sagt Markus Lergier, Direktor von Bern Tourismus. Der Tour-Tross besteht aus den knapp 200 Veloprofis, Hunderten Begleitern, rund 2000 Journalisten und unzähligen Zuschauern. Sie übernachten und verpflegen sich in Bern. Allerdings wären die Betten um diese Jahreszeit ohnehin voll. «Jetzt ist der Gast halt einfach ein sportlicher Gast», sagt Lergier.
Nachhaltiger seien allerdings die Bilder von der Tour de France in Bern. «Die Bilder von der Region Bern und insbesondere von unserer wunderschönen Altstadt werden um die Welt gehen.» Man kann sie in 190 Ländern sehen.
Bilder wirken nicht direkt
Heinz Rütter, dessen Unternehmen den Nutzen von Sportanlässen analysiert, sieht es anders: Wegen der Bilder allein kämen noch längst keine neuen Touristen nach Bern. «Man kann nicht immer einen direkten Link vom Event zum Besuch machen. Der Zusammenhang ist sehr langfristig und subtil.»
Erst regelmässige Veranstaltungen riefen Bern bei potenziellen Touristen als Reiseziel ins Bewusstsein. «Es ist eine Daueraufgabe, die Medienpräsenz und den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und mit einem Portefeuille von verschiedenen Events findet das eben regelmässig statt.»
Tour-Effekt ist kaum messbar
Bern hatte in den vergangenen Jahren regelmässige Anlässe: 2008 die Fussball-Europameisterschaft, 2009 die Eishockey-WM und 2016 die Kunstturn-EM. Mit der Tour de France könne sich Bern jetzt erneut als Sportstadt in Szene setzen, sagt Tourismusdirektor Lergier: «Die Summe der Anlässe, die wir in Bern durchführen, macht es wahrscheinlich aus.»
Trotzdem dürfte es schwierig sein, den Effekt der Tour de France zu messen, wie Lergier eingesteht. «Die Tourismuswerbung an und für sich ist nicht sehr gut messbar. Deshalb können wir heute nicht sagen, wie viele französische Logiernächte wir künftig zusätzlich machen werden.»