Die SVP in der Waadt ist eine schwierige Partei: Sie ist enorm gewachsen, wird aber fast jährlich von Machtkämpfen und Skandalen durchgeschüttelt.
In einem dieser Kämpfe hat die Parteipräsidentin Fabienne Despot letztes Jahr eine Sitzung der Parteispitze heimlich aufgenommen. Das war ein Vertrauensbruch und es ist illegal. Die Aufnahme gelangte in die Hände jenes Mannes, der Ziel von Despots Lauschangriff war. Prompt wurde die Affäre publik.
Wie noch zusammenarbeiten, wenn man abgehört wird?
Diverse Strafanzeigen und mediale Anschuldigungen später trafen sich gestern die Delegierten der SVP in Villeneuve, um zu entscheiden, ob Fabienne Despot noch tragbar sei: als Kandidatin für National- und Ständerat und als Parteipräsidentin. Es wurde kein gemütlicher Abend.
Wie bitte schön könnte man in einer Firma, einem Verein, einer Partei noch zusammenarbeiten, wenn man heimlich abgehört werde? Das sei die einzige Frage, über die heute zu entscheiden sei, grollte ein Grossrat.
Eine Kollegin hielt dagegen: Die Präsidentin habe doch niemandem schaden wollen. Sie habe sich lediglich schützen wollen.
Wer Fehler macht, muss Konsequenzen tragen
Nationalrat André Bugnon sezierte das Problem feiner und kam zu dem Schluss: Über die Kandidatin Despot sollten die Wähler urteilen. Aber als Parteipräsidentin müsse sie zurücktreten. Wer einen Fehler mache, müsse die Konsequenzen tragen.
Die Delegierten entschieden anders. Nach zwei Stunden bestätigten sie Despot. Und so erklärte die Siegerin zum Schluss kalkuliert kämpferisch: Heute könne der Wahlkampf endlich beginnen.
Allerdings errang die Präsidentin den Sieg mit nur einer Stimme über dem Mehr. Von Einigkeit ist die SVP Waadt noch weit enfernt.
Die Abstimmungsergebnisse
Die Parteiversammlung entschied letztlich mit 85 zu 57 Stimmen bei drei Enthaltungen, dass Despot Nationalratskandidatin bleibt. Ihre Ständeratskandidatur wurde mit 81 zu 60 Stimmen bei drei Enthaltungen bestätigt.
Auch als Präsidentin der Waadtländer SVP wurde Fabienne Despot bestätigt. Dieser Entscheid fiel aber mit 72 zu 66 Stimmen knapper aus.