Lohnkürzungen, längere Arbeitszeiten oder Kurzarbeit – seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses werden die Rezepte gegen eine mögliche Wirtschaftskrise fast schon inflationär gehandelt.
Gemäss der «Sonntagszeitung» sind in den Kantonen Bern und Schaffhausen offenbar erste Voranmeldungen für Kurzarbeit eingegangen. Auch in anderen Kantonen bereiten sich betroffene Unternehmen auf verschiedene Szenarien vor.
Von der faktischen Parität des Euro zum Franken sind nebst der Exportbranche vor allem der Tourismus und die Gastronomie betroffen. Quasi über Nacht sind die Preise um rund 20 Prozent angestiegen. Die Hotellerie spricht von einer Flut von Annullationen ausländischer Feriengäste seit dem 15 Januar.
Rettungsring für den Tourismus
Mit einer ausserordentlichen Massnahme will der Berner BDP-Nationalrat Hans Grunder der Tourismusbrache nun unter die Arme greifen. Er will Gastronomie und den Tourismus ein Jahr lang von der Mehrwertsteuer befreien.
«Die Branche ist schon heute fast nicht mehr konkurrenzfähig, die Preise im Ausland sind bedeutend tiefer und mit der Aufhebung des Mindestkurses steht dieser Wirtschaftszweig vor dem Abgrund.»
Auch wenn der Mehrwertsteuersatz dank einer Sonderregelung bei 3,8 statt der üblichen 8 Prozent liegt, setzt Grunder mit seinem Vorschlag vor allem auf den Werbeeffekt dieser Massnahme. «Die Schweiz ist eine Hochpreis-Insel, da kann man nicht alles der Branche überlassen.»
Gegen 800 Millionen Franken würde diese auf ein Jahr beschränkte Massnahme kosten. Das Geld will Grunder über einen Personalabbau beim Bund finanzieren. «Die öffentliche Verwaltung muss effizienter werden und auch ihren Beitrag leisten.» Wo denn konkret eingespart werden soll, wollte Grunder aber nicht sagen, das sei Sache der Verwaltung.