Nach der Universität St. Gallen geht auch die Universität Bern gegen Ghostwriting vor: Sie hat Strafanzeige gegen die Agentur Acad Write eingereicht und hofft, damit die Praxis unterbinden zu können.
Laut Christoph Pappa, dem Generalsekretär der Universität Bern, ist es enorm schwierig, eine vorliegende Arbeit als gekauft zu identifizieren. Manchmal hege ein Dozent den Verdacht, dass ein Studierender ein Papier nicht selber geschrieben habe. «Beweisen lässt sich so etwas im Gegensatz zu Plagiaten aber nur sehr schwer», sagte Pappa. «Mit der Anklage gegen den kommerziellen Anbieter versuchen wir auf einer anderen Ebene gegen das Ghostwriting vorzugehen.»
Andere Universitäten reagieren zurückhaltender
Andere Deutschschweizer Universitäten ziehen bei der Einleitung rechtlicher Schritte nicht nach. Dass die angehenden Wissenschaftler diesen verbotenen Dienst in Anspruch nehmen, überrascht Lukas Portmann, Sprecher der Uni Luzern, aber. «Schliesslich verstossen sie damit gegen ihre spätere Berufsethik.»
Rechtliche Schritte würden jedoch ohne Verdacht nicht eingeleitet werden. Allerdings intensiviere die Universität die Information über die möglichen Sanktionen. «Die sind nämlich drastisch.»
Die Universität Basel stützt sich weiterhin auf die bestehenden Reglemente und Weisungen. «Die Mehrheit unserer Studiendekane schätzt das Vorkommnis von Ghostwriting ohnehin als gering ein», sagt Matthias Geering von der Medienstelle der Universität Basel.
Kaum Ghostwriting-Fälle an der ETH
Fast gänzlich ausschliessen kann die Eidgenössisch Technische Hochschule (ETH) in Zürich das Kaufen von Arbeiten: «Bei uns sind wissenschaftliche Arbeiten in der Regel mit Laborversuchen verbunden. Da kann man nicht einfach einen Fremdautor engagieren», sagte Franziska Schmid von der Medienstelle.
Die mündliche Präsentation von solchen Arbeiten sei zudem ein gutes und an der ETH weit verbreitetes Mittel, um Fälle von Ghostwriting zu vermeiden oder allenfalls aufzudecken.
Prävention statt Sanktionen
An der Universität Zürich wird zunächst das Resultat der eingereichten Strafanzeigen abgewartet, ehe über weitere Schritte diskutiert wird. Laut Beat Müller, dem Mediensprecher der Universität Zürich, setzt die Hochschule auf Prävention: «Wir sensibilisieren die Studierenden bereits früh in ihrem Studium, was korrektes wissenschaftliches Arbeiten bedeutet.»
Auch in der Romandie setzen die Universitäten in Genf, Lausanne, Freiburg und Neuenburg vorerst auf Prävention und altbewährte Massnahmen.