SRF News: Andreas Frei, ein Täter der seine Opfer nicht kennt, der so brutal vorgeht wie jetzt in diesem Fall in Rupperswil. Wie haben Sie reagiert, als Sie das gehört haben?
Andreas Frei: Ich war primär überrascht. Ich hätte gedacht, dass irgendwie eine Form der Beziehung existiert hätte.
Das heisst, ein solcher Fall, bei dem eben keine Beziehung besteht, das ist sehr selten?
Das ist doch eher selten. Überhaupt ist es bei Tötungsdelikten selten, dass sich Täter und Opfer nicht gekannt haben. Zumindest in Mitteleuropa oder in schweizerischen Verhältnissen, würde ich sagen.
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei haben von zwei unterschiedlichen Motiven gesprochen: einem finanziellen und einem sexuellen Motiv. Diese Kombination scheint aus Laiensicht ziemlich ungewöhnlich.
Meine Erfahrung nach ist es dies aber nicht. Es findet sich zum Beispiel auch bei Beziehungsdelikten, dass es dann doch noch zu einer Beraubung des Opfers kommt. Eine wirklich rationale Erklärung für das habe ich aber nicht.
Der Täter von Rupperswil war nicht vorbestraft, den Behörden vor dieser Verhaftung nicht bekannt. In einem solchen extremen Fall fragt man sich doch irgendwie, ob man das einem Menschen nicht anmerkt?
Ich denke, da muss man zwei Dinge unterscheiden. Das Anmerken ist quasi das laienhafte Gefühl, dass jemand böse ist oder zu so einer Tat fähig. Dass der Täter so nicht aufgefallen ist, überrascht mich nicht. Aber was mich sehr überrascht, ist, dass überhaupt kein Vorstrafenrekord vorhanden sein soll.
Die Ermittler sagen, der Täter habe weitere ähnliche Taten geplant. Macht es in einer solchen Situation auch Sinn, in die Vergangenheit zu schauen und bisher ungeklärte Fälle wieder hervorzuholen – aus Ermittlersicht?
Ich gehe davon aus, dass man schon vorher anhand von unbekannten Fällen versucht hat, ein Täterprofil zu erstellen. Ich denke, das wird auch weiterhin passieren, es sollte auch unbedingt passieren. Ich meine: Wenn Sie mir das Ganze so sagen, fühle ich mich an die 80er-Jahre erinnert, also an die Zeit der Serienmorde. Vielleicht hat man da jetzt wirklich ein grösseres Unheil verhindert.
Das Gespräch führte Melanie Pfändler