Roter Sand am Boden, ein alter Mann vor einer Lehmhütte. Plötzlich wird gestampft und geklatscht und gesungen. Schulkinder kommen von der Seite ins Bild. Der Blick geht nach rechts, wo weitere Kinder daher stampfen. Der Blick geht nach links, wo sich andere schon formiert haben zum gemeinsamen Singen der Nationalhymne.
Wir sind mittendrin, sind unser eigener Kameramann. «Ezekiels Dream» heisst der Kurzfilm, mit dem das Kinderhilfswerk Kinderdorf Pestalozzi auf sein Hilfsprojekt in Tansania aufmerksam machen will. Der Film wird im Besucherzentrum im Kinderdorf in Trogen AR gezeigt, und jetzt auch im ersten Zürcher Virtual-Reality-Kino.
Corinne Oschwald hat mit einer Kollegin und einem Kollegen das Jungunternehmen «we-are-cinema» gegründet und bringt das Zürcher Publikum nun mit Samsung-VR-Brillen zum Staunen. Gezeigt werden erst einige Kurzfilme, denn: «Es ist ein Ausprobieren, auf die grossen Blockbusterfilme in dieser Technik warten wir noch.»
Der Besucher nimmt auf einem Drehstuhl Platz, bevor ihm die VR-Brille über den Kopf gestülpt wird. Der Film wird von einem auf der Brille angehefteten Smartphone abgespielt, zwei Linsen in der Brille erzeugen den 360-Grad-Effekt.
Künstliche Welt
Zunächst gibt es eine Einweisung. Drehen soll man sich fleissig auf dem Stuhl, um wirklich alle Winkel der virtuellen Realität zu erleben. Dann kommt der Kopfhörer obendrauf. Ab jetzt ist man alleine – in der künstlichen Welt.
Tatsächlich ist man als Zuschauer mittendrin. Steht auf dem roten Sandplatz in Tansania, inmitten von Schulkindern. Oder man erlebt ein Privatkonzert der irischen Rockband U2, das sich plötzlich aus dem Stadion bewegt, nach New York, Indien, Mexiko, wo andere Sänger in das Lied einstimmen.
Allerdings zeigt sich gerade bei diesem Musikvideo deutlich, dass sich die VR-Technik erst am Anfang befindet. Bilder flimmern, die Auflösung ist schlecht, die Bewegungen flackern. Die Musiker sehen aus wie Figuren eines Zeichentrickfilms.
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Kopfweh
Ob dereinst wirklich lange Spielfilme auf diese neue Art erlebbar sind, wird sich weisen. Irgendwann fängt die Brille am Kopf an zu drücken, vor lauter hin und her drehen wird einem schwindelig. Offen ist, was die neue Technik den Kinos bringt. Zwar können Film auf VR-Brillen auch zuhause konsumiert werden. Die Chance der Kinobetreiber könnte es aber sein, eine vierte Dimension einzubauen, und ihre Säle zum 4D-Kino auszubauen. Da wird beispielsweise mit einem Gebläse ein kalter Wind erzeugt, der die virtuelle Winterlandschaft noch realitätsnaher erscheinen lässt.