Der Bundesrat will acht Schweizer Traditionen international schützen: Der Umgang mit der Lawinengefahr, Uhrmacherhandwerk, Schweizer Grafikdesign und Typografie, die Alpsaison, den Jodel, die Prozessionen in Mendrisio, das Winzerfest in Vevey und die Basler Fasnacht.
Diese Traditionen sollen als erste in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden. Die Vorschläge sollen Schritt für Schritt beim zuständigen Komitee der UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) eingereicht werden.
Die erste Kandidatur ist für 2015 geplant, danach soll jedes Jahr eine weitere folgen, wie das Bundesamt für Kultur (BAK) mitteilte.
167 lebendige Traditionen in der Schweiz
Grundlage ist das von der Schweiz 2008 ratifizierte Unesco-Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes. In einem ersten Schritt wurde die «Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz» zusammengestellt. Sie enthält nicht weniger als 167 Gebräuche, Handwerke oder soziale Praktiken.
Für die Unesco-Liste hat eine neunköpfige Expertengruppe nun eine Auswahl getroffen. Die aufgeführten Traditionen sollen laut BAK auch als Gruppe eine Aussagekraft haben: Mit dieser Auswahl vermittelt die Schweiz ein zeitgenössisches Verständnis von Traditionen und immateriellem Kulturerbe.
154 Länder machen mit
Mit dem Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes will die Unesco das Kulturerbe im Zusammenhang mit gemeinschaftlichen Praktiken und gesellschaftlichen Interaktionen thematisieren und schützen. 154 Staaten haben den Vertrag unterzeichnet.
Das immaterielle Kulturerbe umfasst lebendige Traditionen wie mündliche Überlieferungen, darstellende Künste, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum oder Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken.
Das ist das materielle Unesco-Welterbe in der Schweiz
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Bild 1 von 11. Aufgenommen 1983 als Kulturerbe: Die Altstadt von Bern, die ihre mittelalterliche Struktur erhalten konnte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 11. Aufgenommen 1983 als Kulturerbe: Die Fürstabtei St. Gallen (im Bild die zugehörige Stiftskirche) mit weltbekannter Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 11. Aufgenommen 1983 als Kulturerbe: Das um das Jahr 800 gegründete Kloster St. Johann im bündnerischen Müstair. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden dort Fresken aus der Zeit des wahrscheinlichen Stifters, Karls des Grossen, entdeckt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 11. Aufgenommen im Jahr 2000: Die mittelalterlichen Wehranlagen von Bellinzona, die als einzige erhaltene mittelalterliche Militärarchitektur im Alpenraum gilt. Im Bild das Castelgrande. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 11. Aufgenommen 2001 als Naturerbe: Insgesamt 824 km2 grosses Gebiet um die Berge Eicher, Mönch und Jungfrau mit dem Grossen Aletschgletscher (Bild). Der Grund: Es ist das grösste zusammenhängende vergletscherte Gebiet Eurasiens. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 11. Aufgenommen 2003 als Naturerbe: Der Monte San Giorgo am Luganersee. Seit 1924 wurden dort unzählige Versteinerungen von Fischen, Reptilien, Krustentieren oder Insekten aus der Mitteltrias (vor 235-247 Millionen Jahren). Der Berg gilt als bedeutendste Fundstätte für Fossilien aus dieser Periode der Erdgeschichte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 11. Aufgenommen 2007 als Kulturerbe: Die steilen Hänge mit Rebbergen von Lavaux, gelegen am Genfersee. Bereits im 11. Jahrhundert kultivierten Mönche hier Weinreben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 11. Aufgenommen 2008 als Kulturerbe: Die Albula- und Berninalinie der Rhätischen Bahn zwischen dem bündnerischen Thusis und dem italienischen Tirano (im Bild: Kreisviadukt in Brusio). Sie gelten als technische Meisterleistung aus der frühen Zeit des Eisenbahnbaus. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 11. Aufgenommen 2008 als Naturerbe: Die Tektonikarena Sardona (im Bild: Piz Segnas, links, Trinserhorn, Mitte), ein rund 300 km2 grosses Gebiet in den Kantonen Glarus, Graubünden und St. Gallen. Hier überlagern bis zu 300 Millionen alte Gesteinsschichten, solche aus deutlich jüngerer Zeit, was das Verständnis der Gebirgsbildung beeinflusste. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 11. Aufgenommen 2009 als Kulturerbe: Die Zwillingsstädte La-Chaux-de-Fonds und Le Locle (Bild). Als bedeutende Zentren der Uhrenindustrie prägt die Städte die Verbindung zwischen Wohnstätten von Arbeitern und den Produktionsstätten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 11. Aufgenommen 2011 als Kulturerbe: Insgesamt 111 Pfahlbausiedlungen in Europa aus dem Zeitraum zwischen 5000 und 500 vor Christus nahm die Unesco vor drei Jahren in die Liste auf, 56 davon wurden in der Schweiz entdeckt. (Im Bild: Überreste eine Pfahlbausiedlung beim nidwaldnerischen Kehrsiten, gefunden im Jahr 2003 im Vierwaldstättersee.). Bildquelle: Keystone.