Nächsten Montag beginnt sie, die nationale Impfwoche. Die Kantone lassen sich dabei verschiedene Massnahmen einfallen, um die Impfquote zu erhöhen. Statt eines Weihnachtsmarkts gibt es etwa im Kanton Zürich in diesem Herbst das Impfdorf. Doch lohnt sich dieser Aufwand überhaupt. Natalie Rickli gibt Antwort.
SRF: Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass es sich noch etwa sechs bis sieben Prozent der Erwachsenen vorstellen können, sich impfen zu lassen. Lohnt sich eine Impfwoche dafür überhaupt?
Natalie Rickli: Wenn sich wirklich sechs bis sieben Prozent impfen lassen, dann lohnt sich die Woche um so mehr. Wir sagen eigentlich, fast jede Impfung zählt. Wir müssen kurz vor der kalten Jahreszeit noch einmal alles unternehmen, damit sich möglichst viele impfen lassen.
Wir haben gar keine andere Option, als noch mehr Leute zu impfen.
Dieselbe Umfrage zeigt auch, dass die meisten, die sich nicht impfen liessen, dies aus grundsätzlichen Gründen machten – nicht weil die Impfung zu aufwändig wäre.
Der Aufwand um jetzt die Leute noch zu erreichen, ist natürlich viel grösser, als noch vor den Sommerferien, als wir pro Tag 25’000 Leute impften. Aber wir haben immer noch 1000 Erstimpfungen täglich. Und wir sehen, dass wir die Leute schon noch erreichen können, wenn wir mit den Impfmöglichkeiten näher zu ihnen gehen.
Aber die Erfahrungen, die Sie bisher mit solchen Offensiven gemacht haben, stimmen die Sie wirklich optimistisch?
Wir haben gar keine andere Option, als noch mehr Leute zu impfen. Wir brauchen eine höhere Impfquote, wenn wir den Winter gut überstehen wollen – in jeder Hinsicht. Und auch, damit wir Anfang des nächsten Jahres oder spätestens im Frühling die Pandemie hoffentlich hinter uns gelassen haben.
Sie sind ja SVP-Regierungsrätin. Umfrage zeigen, dass viele Ungeimpfte SVP-Anhänger sind. Sie müssten also die eigene Basis bearbeiten.
Das mach ich auch. An den SVP-Veranstaltungen, an denen ich mich bewege, mache ich aber eine andere Erfahrung. Da sind geschätzte 80 bis 90 Prozent geimpft, schon seit anfangs Jahr und es gibt viele gute Feedbacks. Auch die ganze Parteileitung der SVP Schweiz ist geimpft.
Es gibt einige kantonale Gesundheitsdirektoren in der SVP, wir sind alle geimpft, wir sind fürs Impfen und wir leisten überall, wo wir können, Überzeugungsarbeit.
Aber SVP-Präsident Marco Chiesa ist der Einzige, der nicht hin steht und sagt, «lasst euch impfen». Eine Impfskepsis – mindestens an der Basis – ist unbestritten.
Herr Chiesa ist auch geimpft und er sagt, die Impfung sei eine gute Sache. Er sagte aber auch, es sei eher die Aufgabe der Gesundheitsbehörden. Drum bin ich jetzt auch hier – und ich nehme das natürlich sehr gerne wahr. Es gibt einige kantonale Gesundheitsdirektoren in der SVP, wir sind alle geimpft, wir sind fürs Impfen und wir leisten überall, wo wir können, Überzeugungsarbeit.
Diese Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer, die sollte man jetzt auch nicht vergessen.
Es gibt die Befürchtung der Spaltung der Gesellschaft. Sie müssten das besonders wahrnehmen, Sie werden auch attackiert.
Ich finde, es läuft wirklich sehr gut. Wir haben praktisch alle Freiheiten wieder. Dank des Zertifikats, das man am Eingang wovon auch immer etwa 20 Sekunden zeigen muss. Und es ist wahr, für eine Minderheit der Bevölkerung, die sich bisher nicht impfen liess und sich nicht testen lassen will, besteht diese Möglichkeit nicht. Aber ich finde nicht, dass man jene, die ihre Verantwortung wahrgenommen haben und sich impfen liessen, dass man die einschränken darf.
Ich nehme natürlich wahr, dass es Leute gibt, die unzufrieden sind. Aber der ganz grosse Teil der Bevölkerung ist zufrieden und dankbar, dass man gesund ist, dass man sich impfen lassen konnte. Und diese Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer, die sollte man jetzt auch nicht vergessen.
Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.