Am letzten Samstagnachmittag in Bern: Schwarz gekleidete, teils vermummte FCB-Fans jagen YB-Fans durch Quartierstrassen. Es kommt zu wüsten Schlägereien. Die Polizei geht dazwischen, nimmt 17 Personen vorübergehend fest. Vier YB-Fans werden verletzt und müssen ins Spital.
Schlimmeres verhindert?
Trotzdem findet Hans-Jürg Käser, Präsident der kantonalen Polizeidirektoren, das sei eine gute Bilanz. Denn mit dem Verbot des Fanmarsches der Basler sei Schlimmeres verhindert worden. Käser erinnert an den Fanmarsch beim Cupfinal diesen April durch die Berner Innenstadt: Damals seien Schaufenster zerstört worden, teilweise sei es zu Plünderungen gekommen. «Das war deutlich schlimmer als die paar Schlägereien am Samstag.»
Der bernische Polizeidirektor ist zufrieden, dass die städtischen Sicherheitsdirektoren die Möglichkeiten des neuen Hooligan-Konkordates jetzt zunehmend anwenden. Neu haben sie nämlich auch die Möglichkeit, die auswärtigen Fans nur noch in ihren Stadion-Sektor zu lassen, wenn diese mit einem Kombiticket der Bahn angereist sind. Die Polizeidirektoren könnten den Gästesektor allenfalls sogar ganz sperren.
Im Extremfall könne ein Fussballspiel sogar abgesagt, respektive nicht bewilligt werden, betont Käser. Das sei allerdings die Ultima Ratio: «Ein Schritt, den man nicht leichtfertig machen wird». Daneben seien alle im Hooligan-Konkordat definierten Möglichkeiten denkbar – und sie würden nun auch angewendet.
Wie Schlägereien verhindern?
Thomas Ganders Bilanz fällt weniger positiv aus. Er ist Geschäftsführer des Dachverbands Fanarbeit Schweiz und begleitet die Basler Fans. Auch wenn jetzt in Bern zum ersten Mal ein Fanmarsch verboten wurde, müsse man realistisch bleiben, sagt er. «Wenn Fans eine Auseinandersetzung suchen, dann kann kein Konkordat, kein Gesetz, keine Behörde oder Institution das verhindern.»
Bisher seien einzig in Bern immer wieder Fanmärsche problematisch verlaufen. Es gebe sehr viele Orte in der Schweiz, wo vor Fussballspielen Fanmärsche stattfänden und «wir überhaupt keine Probleme haben». Teilweise gebe es sogar positive Feedbacks.
Gander ist überzeugt, dass der Druck, den die Sicherheitsdirektoren mit dem neuen Hooligan-Konkordat ausüben können, kontraproduktiv wirkt. Ob das wirklich so ist, wird sich spätestens dann zeigen, wenn es ein Sicherheitsdirektor wagt, bei einem Spiel die hartgesottenen Fans des Gastvereins ganz aus dem Stadion auszusperren.