In die Förderung von Kindertagesstätten wurde in den letzten Jahren viel Geld investiert. Weil der Bedarf an externer Kinderbetreuung stetig wuchs, unterstützte der Bund mit einer Anschubfinanzierung jeden neu geschaffenen Krippenplatz. Beschlossen wurde diese vom Parlament 2005. Vor kurzem wurde die Anschubfinanzierung nochmals bis 2019 verlängert.
Kaum mehr Wartelisten
Neue Töne in der Debatte um die Förderung von Krippenplätzen kommen nun aus der Stadt Luzern. Die Stadt hat vor sieben Jahren Pionierarbeit geleistet und einen Systemwechsel gewagt. Während früher einzelne, ausgewählte Krippen subventioniert wurden, erhalten die Familien in Luzern nun direkt Unterstützung in Form von Betreuungsgutschriften. Sie können frei wählen, bei welcher Krippe sie diese einlösen wollen.
Diese beiden Anreizmodelle – die Betreuungsgutschriften und die Anschubfinanzierung – haben nun dazu geführt, dass in Luzern der Markt für Kinderkrippen gesättigt ist. «Wir haben praktisch keine Wartelisten mehr, wer – auch kurzfristig – einen Krippenplatz sucht, hat gute Chancen, einen geeigneten Platz zu finden», sagt Fabian Haindl, Geschäftsführer der Small Foot AG, die im Kanton Luzern zehn Kindertagesstätten betreibt.
Die Stadt Luzern bestätigt diese Entwicklung. Wartelisten gebe es fast keine mehr, das Angebot an Kindertagesstätten habe sich in weniger als zehn Jahren mehr als verdoppelt. «Die Subventionen haben ihren Zweck erfüllt, jetzt braucht es sie nicht mehr», sagt deshalb Fabian Haindl von Small Foot.
«Staat muss sich zurückziehen»
Wenn der Markt für Kindertagesstätten an ersten Orten in der Schweiz gesättigt ist, sei das der Moment, die staatliche Unterstützung zu kürzen, findet auch SVP-Nationalrätin Nadja Pieren. Sie ist selber Leiterin einer Kita im Kanton Bern und sagt: «Wir haben bis jetzt über eine halbe Milliarde Franken investiert in die Schaffung neuer Krippenplätze. Es braucht nicht noch mehr staatlichen Eingriff in diesem Bereich.»
Anders sieht dies das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), welches verantwortlich ist für die Anschubfinanzierung. «Wenn der Markt an ersten Orten offenbar gesättigt ist, ist dies positiv und ein Zeichen, dass die Unterstützung funktioniert», so Ludwig Gärtner, stellvertretender Abteilungsleiter im BSV.
«Längere Öffnungszeiten und flexiblere Modelle»
National gesehen gebe es aber immer noch sehr viele Orte, in denen es an Krippenplätzen fehle. Zudem müssten die Tagesstätten ihr Angebot laufend verbessern und etwa längere Öffnungszeiten und flexiblere Modelle anbieten. «Ziel ist nicht nur, genügend Plätze zu haben, sondern auch zahlbare Plätze und Angebote, die auch Eltern mit langen Arbeitszeiten dienen.»
Der Bundesrat hat im Juni 100 Millionen Franken für Familien gesprochen und aufgezeigt, wie er die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter fördern will. Die Vorschläge kommen nun in die zuständige Kommission im National- und Ständerat.