Die Universität Zürich hat 2200 Sterbefälle untersucht und die daran beteiligten Ärzte befragt. Der Befund: In vier von fünf erwarteten Sterbefällen leisten Ärzte in der Deutschschweiz Sterbehilfe in irgendeiner Form.
Palliativmediziner Gian Domenico Borasio hat sich die Studie für «10vor10» angeschaut. Er stellt fest, dass Ärzte im Vergleich zu früheren Untersuchungen nicht mehr alles medizinisch Machbare unternehmen, um jemanden am Leben zu halten.
Das ist so lange unproblematisch, wie das von den Patienten auch so gewünscht wird. Manch eine betagte Person sorgt mit einer Patientenverfügung vor. Diese regelt, ob und wie lange lebensverlängernde Massnahmen getroffen werden sollen, sollte eine Person einmal nicht mehr urteilsfähig sein.
Verbesserungsbedarf vorhanden
Die Studie zeigt aber: Über ein Viertel der voll urteilsfähigen Menschen sei nicht in die Entscheidung über ihr eigenes Leben respektive ihren Tod miteinbezogen worden, sagt Borasio. Das ist eine Zunahme gegenüber der letzten Untersuchung. «Das ist bedenklich. Hier gibt es grossen Handlungsbedarf», so Borasio.
Der Leiter der Studie, Georg Bossard von der Universität Zürich, meint dazu: «Ich glaube, dass es immer Verbesserungsbedarf gibt.» Im Einzelfall könne es aber auch sehr schwierig sein, manche Patienten wollten schlicht nicht über dieses Thema sprechen, so Bossard. Beschönigen will Bossard das Ganze aber nicht: «Es gab bestimmt Fälle, bei denen man darüber hätte sprechen sollen, es aber nicht getan hat.»