Viele Pendler haben ihre eigenen Strategien entwickelt. Die einen wissen, wo eine Zugtür zu stehen kommt. Andere stehen so, dass sie am Ziel schnellstmöglich wieder aus dem Bahnhof hinauskommen.
Zu ihnen gehört auch ein junger Geschäftsmann auf einem Perron in Lausanne. Er nehme jeden Morgen den Wagen Nummer vier, erzählt er. Der halte in Genf direkt vor der Rolltreppe. Weil es dort immer zu Staus komme, versuche er, als einer der ersten durchzuhuschen.
600 bis 700 Personen pro Minute
Auch am Bahnhof Lausanne seien die Unterführungen die Flaschenhälse, erklärt Michael Thémans, Direktor des Zentrums für Transport an der ETH Lausanne. Vor allem am Morgen: Zwischen 07.37 und 07.45 Uhr bewegten sich in den Unterführungen gut und gerne 600 bis 700 Personen pro Minute.
Thémans versucht, mittels spezieller Kameras den Pendlerströmen zu folgen. Die Leute werden dabei aber nicht gefilmt. Für seine Forschung sind sie nur Punkte, die sich von A nach B bewegen. So erfahre die SBB, wie genau der Bahnhof Lausanne genutzt werde, sagt deren Sprecher Frédéric Revaz. Die Daten fliessen in die Planung des Bahnohfsumbaus ein, der 2017 beginnt.
Unter anderem will die SBB die Perrons erweitern und eine zusätzliche Unterführung graben, erklärt Revaz. Und die Studien könne man auch auf andere Bahnhöfe übertragen, sagt er. So wurde das selbe Kamerasystem auch schon zur Analyse der Pendlerströme auf der Passerelle am Bahnhof Basel benutzt.
Doch um ihre individuellen Strategien, einen Sitzplatz im Zug zu ergattern, werden die Pendler wohl auch künftig nicht herumkommen.