Über 40 Grad heiss soll es am heutigen Samstag werden, wenn rund eineinhalb Millionen Musliminnen und Muslime am Berg Arafat Gott um Vergebung ihrer Sünden bitten. Es ist einer der Höhepunkte des Hadsch, der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka.
Nach diesem Bettag folgen weitere Pflichttermine: Die Pilger vollziehen in Mina die symbolische Steinigung des Teufels, bringen ihre Schlachtopfer dar und umrunden die Kaaba in Mekka.
Eine aufwendige Reise
All das erfolgt während fünf Tagen nach einem strengen Zeitplan. Bei 1,5 Millionen Pilgern ist das eine logistische Herkulesaufgabe. Das weiss auch Mustafa Memeti. Der Berner Imam ist Präsident des Albanisch Islamischen Verbands Schweiz und organisiert für Schweizer Muslime Pilgerfahrten nach Mekka. Vor ein paar Tagen ist er mit einer Gruppe vor Ort eingetroffen.
«Die Reise ist sehr umständlich», erklärt Memeti am Telefon. «Es ist schwierig, alle vorgeschriebenen Termine einzuhalten.» Er reise deshalb bereits im Vorfeld mehrfach nach Mekka, um Transport und Unterkünfte zu organisieren.
Strenge Kontingente
Eine solche minutiöse Vorbereitung verlangen die saudischen Behörden, um den riesigen Ansturm auf die heiligen Stätten bewältigen zu können. Aus diesem Grund haben sie auch die Anzahl Personen, die an der Hadsch teilnehmen können, kontingentiert. Aus der Schweiz dürfen etwa 1200 Muslime nach Mekka reisen.
Hierzulande teilen sich mehrere Veranstalter von Hadsch-Reisen dieses Kontingent untereinander auf. Dazu gehören etwa die Verbände der türkischen oder arabischen Muslime sowie einzelne private Anbieter. Mustafa Memetis Verband der albanischen Muslime darf 160 Leute auf den Hadsch schicken, was – gemäss Memeti – ungefähr der Nachfrage entspricht.
Für fromme Muslime ist der Hadsch Pflicht. Man muss ihn sich aber auch leisten können. Die Reise ist wegen der grossen Nachfrage alles andere als billig. Zwischen 4000 und 7000 Franken müssen die Schweizer Pilger dafür bezahlen.
«Mit keiner anderen Reise vergleichbar»
Trotz des stolzen Preises und trotz guter Organisation: Die Reisenden können sich nicht darauf verlassen, dass im Trubel des Hadsch alles wie am Schnürchen klappt. «Wir haben auch schon einen ganzen Tag auf einen Bus gewartet», erinnert sich Mustafa Memeti. Da bleibe manchmal nichts anderes übrig, als den Weg in der gleissenden Sonne zu Fuss auf sich zu nehmen.
Auf solche Strapazen hat er seine Reisegruppe vorbereitet. Ungeachtet dessen herrsche eine ganz besondere Stimmung, erzählt Mustafa Memeti. «Es ist eine historische Reise, die mit keiner anderen Reise vergleichbar ist.»
Dementsprechend motiviert seien die Leute. Für die Pilger sei der Hadsch mehr eine seelische als eine physische Reise, und so lasse sich die körperliche Belastung überwinden.