«Was wollt ihr mit Mindestlöhnen?» «Wie wird die Abzocker-Initiative umgesetzt?» «Wie geht es nach dem Ja zur Einwanderungs-Initiative weiter?» Solche Fragen bekommen Wirtschaftsförderer von besorgten Investoren aus Europa, den USA und Asien nun öfters zu hören.
«Wir haben viel mehr Anfragen politischer Art als wir das früher je hatten», sagt Sonja Wollkopf Walt, Geschäftsführerin der Greater Zurich Area, dem überregionalen Wirtschaftsraum von sieben Deutschschweizer Kantonen und den Städten Zürich und Winterthur.
Wenn internationale Konzerne die Standorte ihrer Europa- und Hauptsitze bestimmen, ist die Schweiz eine beliebte Adresse. Firmen wie Philip Morris, Gillette, McDonald's oder Burger King achten auf die Steuerbelastung, die Rechtssicherheit und natürlich, ob genügend qualifizierte Arbeitnehmer verfügbar sind. Es läuft immer gleich ab, weiss Gianni Bomio von der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug.
«Es ist kein Killerkriterium»
Wenn Konzerne Neuansiedlungen oder bestehende Sitze überprüfen, werde zuerst eine Shortlist zusammengestellt und die Schweiz sei immer dabei, bis jetzt. «Wenn man es nicht mehr schafft auf diese Shortlist zu kommen, dann ist es extrem schwierig als neuer Standort eines weltweit tätigen Unternehmens ausgewählt zu werden.»
Noch sei das nicht passiert, aber: Die Sorge bei den Standortpromotoren wächst. Sonja Wollkopf Walt ist es sich inzwischen gewohnt, aufgeregte Unternehmer zu beruhigen, wenn die sich nach den Auswirkungen der Abzocker- oder Einwanderungs-Initiative erkundigen. «Es ist kein Killerkriterium, wenn solche Abstimmungen angenommen werden, so weit sind wir nicht.» Aber die Unsicherheit, was das nun heisse und wann es umgesetzt werde, da müsse sie viel erklären.
Immerhin seien seit dem 9. Februar zwei fortgeschrittene Ansiedlungsprojekte zurückgezogen worden – wegen der Abstimmungen – vermutet Wollkopf Walt. Auch wenn die Firmen selbst deren Absprung mit internen Umwälzungen begründet hatten.