- Trotz weiter sinkender Auflagen bleiben die Leser den Zeitungen treu
- Gut jeder dritte Zeitungsleser nutzt zudem die Online-Angebote
- Die Nachfrage nach journalistisch aufbereiteten Informationen auf Smartphones wächst stark
- Die Werbebranche kehrt laut Wemf in einer Art Herdentrieb der traditionellen Tageszeitung den Rücken
Zeitungen weiter mit grosser Reichweite
Die gedruckten Printausgaben der privaten Medienhäuser in der Schweiz erfreuen sich mit einer Gesamtreichweite von 95 Prozent nach wie vor grosser Beliebtheit, wie die AG für Werbemittelforschung (Wemf) in ihrer Herbstpublikation schreibt.
«Die Verlage können somit aus einer Position der Stärke die Digitalisierung weiter vorantreiben», sagt Harald Amschler, Forschungsleiter und Mitglied der Wemf-Geschäftsleitung. Allen Unkenrufen zum Trotz läsen auch die Jugendlichen in der Schweiz regelmässig Zeitung, vor allem die Pendlerzeitungen.
Digitalangebote auf dem Vormarsch
Zahlreichen Printtiteln gelinge es sehr gut, parallel zur Zeitungsleserschaft digitale Angebote im Markt zu verankern. Stark wachse derzeit die Nachfrage nach journalistisch aufbereiteten Informationen auf Smartphones. Das spiegelt sich in den Zahlen zur Nutzung von Pressetiteln und Webangeboten wider.
Von dieser Entwicklung profitieren vor allem die grossen Titel überdurchschnittlich. Klar an der Spitze liegt «20 Minuten» mit den drei Ausgaben in der Deutsch- und Westschweiz sowie im Tessin. Die Netto-Reichweite liegt bei knapp 2,8 Millionen Leserinnen und Leser, wobei bereits knapp die Hälfte digitale Angebote nutzt.
«Blick» hat mehr Online- als Printleser
Der «Blick» erreicht netto gut 1,16 Millionen Leserinnen und Leser. Er hat als einziges Schweizer Medienhaus derzeit eine grössere Nutzerschaft auf den digitalen Kanälen als im Print. Die Pendlerzeitung «Blick am Abend» wird dagegen vor allem als Printausgabe genutzt. Das gilt auch für den «SonntagsBlick».
Beim «Tages-Anzeiger» sieht es ähnlich aus. Er wird von 656'000 Personen gelesen, wobei die Leserschaft des Printtitels noch immer doppelt so hoch ist wie jene der digitalen Ausgabe. Das gilt mehr oder weniger auch für die «Neue Zürcher Zeitung», die eine Leserschaft von knapp 400'000 Personen hat.
Regionalzeitungen holen auf
Verhältnismässig weniger digitale Leser haben die klassischen Regionalzeitungen, wobei der Trend jedoch auch hier klar Richtung Digitalisierung geht. So hat die «AZ Nordwestschweiz» eine Reichweite von 427'000 Personen, wovon 79'000 auf digitale Kanäle entfallen.
Knapp ein Drittel beträgt die Relation von digitaler Leserschaft zu Print bei «Berner Zeitung/Bund», dies bei einer Reichweite von 412'000 Personen. Die «Luzerner Zeitung» hat eine totale Leserschaft von 327'000 Personen, während das «St. Galler Tagblatt» 289'000 Personen erreicht. Die Webangebote werden noch wenig genutzt.
Ähnliche Entwicklung in der Romandie
In der Westschweiz präsentiert sich ein ähnliches Bild. Die grösste Reichweite erreicht die französischsprachige Ausgabe von «20 Minuten» mit gut 700'000 Leserinnen und Lesern. Rund jeder Dritte liest das Pendlerblatt digital.
Im Tessin liegen die Print- und Online-Ausgaben von «20 minuti» in der Gunst der Leserschaft fast gleichauf. Sie erreichen 145'000 Personen.