Wer Halsweh hat oder hustet, geht zuerst in die Apotheke und erst danach allenfalls noch zum Arzt – das ist die Grundidee der Krankenkasse Swica. Bis zu 20 Prozent günstiger wird die Prämie damit – von der Swica als Managed-Care-Modell angepriesen.
Der Präsident von Hausärzte Schweiz, Marc Müller, hält allerdings nichts davon: «Grundsätzlich ist das eine Mogelpackung. Denn mit echtem Managed-Care hat das System nichts zu tun.»
Eher für Bagatellfälle geeignet
Denn «Managed Care» bedeutet eine vernetzte Behandlung auf den verschiedenen Stufen – das ist besonders für chronisch Kranke wichtig. Das neue Apotheken-Modell hingegen eignet sich eher für Bagatellfälle, bestätigt Fabian Vaucher, Präsident des Schweizerischen Apothekerverbandes: «Wir wollen die Leute ansprechen, welche ein gesundheitliches Problem haben und glauben, die Lösung in der Apotheke zu finden.»
Schon heute bieten Apotheken Erstbehandlungen an, zusätzliche regelmässige Kundschaft bringt mehr Umsatz. Auch die Krankenkasse Swica hofft auf neue Versicherte, die vom Prämienrabatt profitieren wollen. Die Vorwürfe der Hausärzte aber will Mediensprecherin Silvia Schnidrig nicht so stehen lassen: «Wir denken, dass dies sicher ein wichtiger Schritt im Rahmen eines Managed-Care-Modells ist. Wenn jemand in eine Apotheke geht und es wird ihm ein Arzt empfohlen, ist dies durchaus Teil einer Managed-Care-Kette.»
«Kein Versorgungsangebot»
Das könne so sein – müsse aber nicht, präzisiert Peter Berchtold: Als Präsident des Forum Managed Care setzt er sich mit der medizinischen Versorgung von A bis Z auseinander: «Mit dem Swica-Modell wählen sie ein Versicherungsprodukt, aber noch kein Versorgungsangebot.» Wer also eine vernetzte Behandlung im Krankheitsfall schätzt, tut gut daran, genau hinzuschauen – nicht nur beim neuen Apotheken-Modell, sondern bei allen Versicherungsmodellen der Krankenkassen.