Die illegalen Einreisen ins Tessin nehmen zu: In der ersten Juniwoche griff das Grenzwachtkorps (GWK) 719 rechtswidrige Aufenthalter auf, in der letzten Maiwoche waren es 414 gewesen, in der ersten Maiwoche 212.
Von den Aufgegriffenen stammten am meisten aus Eritrea, gefolgt von Somalia und Gambia. Im Interview versichert GWK-Chef Jürg Noth, man habe die Lage im Griff.
SRF News: Was bedeutet die Zunahme der Flüchtlinge an der Schweizer Südgrenze für die Grenzwache?
Jürg Noth: Wir haben einen klaren Kaskadenplan. Im Moment sind wir in einer unteren Phase des Plans, das heisst, wir können die Lage problemlos meistern. Ausser im Tessin ist an fast allen anderen Hotspots wenig Druck verspürbar. Nordgrenze und Rheintal stellen sich ruhig dar, einzig in den Zügen auf der Simplon-Achse ist der Druck permanent vorhanden. Wir haben in den letzten Tagen ein zusätzliches Team aus der Deutschschweiz ins Tessin geschickt. Zudem sind wir in der Lage, falls nötig weitere Verstärkungen aufzubieten. Falls es zu einem Szenario kommt wie in der Notfallplanung des Bundes vorgesehen ist, haben wir die Möglichkeit, die Kantonspolizeien hinzuzuziehen und als ultima Ratio die Armee. Damit es dazu kommt, müssten allerdings Tausende Flüchtlinge pro Tag an der Tessiner Grenze Einlass begehren – was wir natürlich nicht hoffen. Auch die Armee würde in diesem Fall abgestuft zum Einsatz kommen: Zunächst wären dies Militärpolizei-Einheiten, dann Durchdiener und schliesslich Miliz-Bataillone.
Rechnen Sie damit, dass Sie schon bald tatsächlich mehr Grenzwächter-Teams ins Tessin werden schicken müssen?
Das ist unsere Planung. Wir haben dieses Vorgehen letztes Jahr im Ernstfall «üben» können. Wir haben vier bis fünf Hotspots abdecken müssen – zum Glück aber nicht alle zur gleichen Zeit. So war im November und Dezember, als es eng wurde, das Tessin weniger belastet. Damit konnten wir die dort im Einsatz stehenden Reserven an andere Orte hin verschieben. Dieses Vorgehen haben wir trainiert und wir sind darauf vorbereitet, zahlreiche Teams aus anderen Regionen im Bedarfsfall an die Hotspots zu schicken.
Das Gespräch führte Monika Zumbrunn.