Es geschah am 4. November: Am Morgen hob in Zürich ein Sonderflug mit Ziel Lagos ab. An Bord befanden sich 23 Nigerianer, bewacht von doppelt so vielen unbewaffneten Schweizer Polizisten. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle. Doch nach der Landung in der nigerianischen Hafenstadt eskalierte die Situation.
Aggressions-Ausbruch
Bei der Übernahme der rückzuführenden Personen durch die nigerianischen Behörden habe sich eine Person sehr aggressiv zur Wehr gesetzt, schildert Martin Reichlin vom Bundesamt für Migration (BfM) den Vorfall. «Ein Polizist wurde am Kopf verletzt, ein weiterer Beamter sowie zwei Mitarbeiter des BfM erlitten leichte Verletzungen.»
Die Schweizer Beamten konnten schliesslich sämtliche 23 Nigerianer den Behörden vor Ort übergeben – inklusive den Angreifer. Beim am Kopf verletzten Polizisten bestand zunächst der Verdacht auf eine gravierendere Kopfverletzung. Nach der Rückkehr in die Schweiz und einer ärztlichen Untersuchung habe aber Entwarnung gegeben werden können, so Reichlin.
Nicht der erste Zwischenfall
Der Gewaltausbruch ist nicht der erste Zwischenfall bei Sonderflügen nach Nigeria. Vor vier Jahren verstarb ein Nigerianer, der heftigen Widerstand geleistet hatte. Er erlitt einen Herzstillstand, als er gefesselt auf die Ausschaffung wartete. Die Untersuchungen der Zürcher Staatsanwaltschaft sind noch immer in Gang.
Der Todesfall führte zu schweren Verstimmungen zwischen Nigeria und der Schweiz. Erst ein Jahr später erlaubte Nigeria wieder Sonderflüge. Bereits beim ersten wieder zugelassenen Flug, kam es im Jahr 2011 zu Gewaltszenen. Dabei schlugen Polizisten auf einen Nigerianer ein, der sich gegen die Ausschaffung wehrte.
Sind Massnahmen nötig?
Dieses Jahr hat die Schweiz nach Angaben des BfM rund 230 Ausländerinnen und Ausländer auf Sonderflügen, also gegen ihren Willen, ausgeschafft. Drei der Flüge gingen nach Nigeria.
Ob nach dem jüngsten Zwischenfall spezielle Massnahmen nötig werden, sei offen, heisst es Seitens des BfM. Die Untersuchung laufe noch. «Wenn nötig, werden Massnahmen getroffen», so Reichlin.
Den Flug nach Lagos begleiteten auch zwei Beobachter der nationalen Kommission zur Verhütung von Folter. Die Kommission bestätigt den Vorfall, will sich aber nicht weiter äussern. Sie liess verlauten, sie warte zurzeit auf eine Stellungnahme des BfM.