Giuseppe Motta war der Aussenminister der Zwischenkriegszeit. Entsprechend war die Beziehung zum Völkerbund ein Kernthema seiner Amtszeit. Er engagierte sich stark für den Beitritt der Schweiz. Und es gelang ihm, den Völkerbund davon zu überzeugen, dass die Schweizer Neutralität mit den Regeln des Völkerbunds vereinbar sei.
Innenpolitisch musste Motta zunächst auch seine eigene Katholisch-Konservative Partei von der Sache überzeugen. Mit knappen Ständemehr stimmte das Volk 1920 für den Beitritt. Damit begann die Phase der so genannten differentiellen Neutralität, in der sich die Schweiz auch an Wirtschaftssanktionen des Völkerbundes beteiligte.
Problematische Nähe zu Italien
1938 kehrte die Schweiz jedoch zur integralen Neutralität zurück. Motta stand als Tessiner Italien nah. Das wurde auf problematische Weise während des Abessinienkriegs deutlich. Mit Motta stellte der Bundesrat die Neutralität und die Handelsinteressen der Schweiz über die Beschlüsse des Völkerbundes und beschränkte sich bei den Sanktionen weitgehend auf symbolische Massnahmen.
Wirtschaftliche Beziehungen prägten auch das Verhältnis zum Nazi-Deutschland der Vorkriegszeit. Motta strebte aber zugleich nach einer offiziellen Anerkennung der Neutralität. Er bezog Stellung gegen Auswüchse der nationalsozialistischen Presse.