Am 14. Juni 2019 sollen erneut Abertausende Frauen ihre Arbeit niederlegen. Das Ziel ist eigentlich dasselbe wie damals beim ersten Streik 1991: Die Ungleichbehandlung der Frau in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sichtbar machen und ein Zeichen dagegen setzen.
«Streik ist das allerletzte Mittel in einer Konfliktsituation», sagt Corinne Schärer, Zentralsekretärin bei der Gewerkschaft Unia. «Wir Frauen haben alles probiert, sind x-mal angerannt, und darum brauchen wir jetzt dieses Mittel!»
Denn auch 28 Jahre nach dem ersten Frauenstreik seien viele Gleichstellungsforderungen noch nicht umgesetzt. Hinter dieser Forderung stehen nicht nur die Gewerkschaften. Solidarisch sind auch Organisationen wie der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband oder der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF und der Bund Schweizerischer Frauenorganisationen Alliance F.
Hauptsächlich sind es aber viele lokale, kleine Gruppierungen, die sich seit dem letzten Herbst in diversen Städten formiert haben. Der Streik soll denn auch dezentral sein.
Unterschiedliche Streikgründe
Entsprechend unterschiedlich sind die individuellen Gründe und Motivationen für einen Streik. Während sich die einen gegen Gewalt an Frauen oder sexuelle Belästigung wehren, stehen für andere die schlechte Bezahlung «typisch weiblicher» Berufe, Lohnungleichheit oder die fehlende Anerkennung von Pflegearbeit im Vordergrund.
«Es geht darum, der Schweiz und der Welt zu zeigen: So geht es nicht, wir Frauen sind unzufrieden!», sagt zum Beispiel Simona Isler. Die 36-jährige promovierte Historikerin ist Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern und Mitorganisatorin in der Berner Frauenstreik-Koordination.
Das Hin-und-Her zwischen den Ansprüchen von Beruf und Mutterschaft, das ständige Zu-wenig-Zeit-haben, dieser ewige Spagat – das sind für Simona Isler die Hauptgründe, warum sie am 14. Juni streiken will.
Statistiken sind deutlich
Ging es den Initiantinnen des 1. Streiks hauptsächlich um die Gleichberechtigung auf juristischer Ebene, so betonen die jetzigen Organisatorinnen vor allem ökonomische Ungleichheiten.
Simona Isler sagt: «Frauen und Männer arbeiten in der Schweiz gleich viele Stunden. Aber Frauen haben 108 Milliarden Franken weniger Einkommen pro Jahr – das ist ein Skandal!» Sie stützt sich dabei auf die Berechnungen der feministischen Ökonomin Mascha Madörin.
Und die Männer?
Nun wollen also die Frauen wieder auf die Strasse, oder in Betrieben protestieren – mit verlängerten Kaffeepausen, Streiks über Mittag. Die Aktionsformen seien vielfältig, betonen Simona Isler und ihre Mitstreiterinnen.
Und die Männer? «Die dürfen uns gerne unterstützen, kochen, Kinder hüten oder uns bei der Arbeit den Rücken frei halten», sagt Isler. Aber in den Vordergrund sollen sie nicht – denn im Zentrum sollen an diesem Tag die Frauen stehen.