Sie tanzt akrobatisch im Kreis, hält sich im Handstand, dreht sich rasant liegend auf dem Boden, noch schneller sind die Drehungen auf dem Kopf: Olivia Rufer ist die beste Schweizer Breakdancerin. Mitte Oktober hat sie den Titel geholt. Breakdance, die Tanzform, die in den 70er-Jahren als Teil der Hip-Hop-Bewegung in New York entstand, hat es ihr seit Jahren angetan. Dabei helfen Rufer auch klassische Tanzkenntnisse unter anderem aus dem Ballett, wie sie im Interview mit SRF verrät. Eine Pause kann sich die beste Schweizer Breakdancerin aber nicht gönnen: Am 5. und 6. November nimmt die Aargauerin dank ihrem Schweizer Titel an der Weltmeisterschaft in Polen teil.
SRF News: Olivia Rufer, Breakdance ist eine Mischung aus Sport, Tanz und Subkultur. Sind sie eine Sportlerin oder eine Künstlerin?
Ich bin beides. Breakdance ist ein unglaublich anstrengender Sport. Wir trainieren meist zwei bis drei Stunden am Tag. Das kommt an Spitzensporttrainings heran. Aber es ist ein kreativer Tanz, bei dem man einen eigenen Stil entwickeln kann. Also Künstlerin und Sportlerin.
Sie sind jetzt die beste Schweizer Breakdancerin. Wie wird man das?
Es braucht jahrelanges und hartes Training. Ich tanze seit 15 Jahren. Das ist viel Zeit, die ich dazu investiere.
Geht es im Training mehr um Kraft, oder um neue Bewegungen, die Sie kreieren?
Ich mache ganz verschiedenes, nicht nur Tanz, sondern auch Ausdauertraining und Krafttraining. Ich setze je nach Tag auf andere Trainingsmethoden. Man muss körperlich fit sein. Manchmal trainieren wir eine halbe Stunde lang eine einzige Bewegung, aber wechseln dann absichtlich zu etwas ganz anderem. Wenn man zu lange nur eine einzige Bewegung übt, dann passieren Unfälle. Das wäre nicht gut.
An den Olympischen Spielen 2024 in Paris wird Breakdance erstmals eine olympische Disziplin. Wie sehen Sie diese Entwicklung, weg von der Subkultur hin zu Olympia?
Ich sehe es positiv. Wenn ich die Chance erhalten würde, an Olympischen Spielen aufzutreten, dann würde ich gerne mitmachen. Aber nicht alle Breakdancer denken so. Die Szene ist da gespalten.
Wenn Breakdance olympisch wird, wird der Tanz zum Massensport.
Der Tanz wird mit Olympia zum Massensport, das ist klar. Aber für junge Leute, Jugendliche und Kinder, die künftig breakdancen, bringt Olympia die Chance, dass man später vom Breakdance leben kann. Das wäre toll.
Sie sind Profi-Tänzerin, arbeiten aber in einem Büro. Für eine mögliche Teilnahme an den Olympischen Spielen müssten Sie wohl wieder Profi-Sportlerin werden, oder?
Ich trainiere täglich nach der Arbeit. Nur auf die Karte Profisport zu setzen ist schwierig. Das geht finanziell nicht auf. Ich habe rund drei Jahre nur vom Tanz gelebt. Ich wollte aber eine finanziell stärkere Basis, deshalb arbeite ich wieder im Büro.
Sie sind ausgebildete Bühnentänzerin. Braucht es einen solchen Hintergrund, um an der Breakdance-Spitze mitzuhalten?
Ich denke, dass es auch ohne ginge, aber es braucht für das Tanzen immer verschiedene Einflüsse. Ausdauer hilft, Fitness, aber auch die Ballettstunden während meiner Ausbildung haben mir geholfen, vor allem für den Head-Spin, wenn man auf dem Kopf dreht.
Die Ballettstunden haben mir geholfen, vor allem für die Drehungen auf dem Kopf.
Aber auch mental muss man für Wettkämpfe bereit sein. Mentale Stärke und körperliche Fitness, das möchte ich an den Weltmeisterschaften in Polen abrufen und zeigen können.
Das Gespräch führte Stefan Brand.