- Tempo 30 in Wohnquartieren wird in Schweizer Gemeinden immer öfter eingeführt.
- Die Stadt Lausanne geht nun aber als erste Schweizer Stadt einen Schritt weiter.
- Ab nächster Woche gilt nachts auf den meisten grösseren Verkehrsachsen Tempo 30.
Dienstagvormittag, Avenue des Figuiers in Lausanne. Der Verkehrslärm an einer der Einfallstrassen in die Stadt ist so gross, dass Stadträtin Florence Germond ein Mikrofon nehmen muss. Dennoch gehen ihre Worte fast unter.
Germond spricht von einem emotionalen Moment an dieser Lausanner Hauptverkehrsachse vor dem ersten Schild zu stehen: «Tempolimit 30», darunter geschrieben «22 Uhr bis 6 Uhr». Ab Montag werden unzählige weitere solche Schilder installiert in der ganzen Stadt. Auf insgesamt 60 Kilometern im Strassennetz von Lausanne wird das Tempo nachts auf 30 gedrosselt.
Baustelle Blaulichtfahrten
Lärmmessungen belegen, dass so rund 33'000 zusätzliche Einwohnerinnen und Einwohner nachts signifikant weniger Lärm ausgesetzt sind. Sie freuen sich, doch nicht alle sind gleich begeistert. Nicht klar geregelt ist, was mit Fahrerinnen und Fahrern geschieht, die mit Ambulanzen, Feuerwehr- oder Polizeiautos mit Blaulicht unterwegs sind. Auf einer so breiten Hauptverkehrsachse überschreiten sie das Tempolimit 30 schnell einmal massiv.
Stadträtin Germond hätte die Tempo-Schilder deshalb gerne ergänzt mit: «Ausgenommen Blaulichtfahrten». Doch so einfach ist dies nicht. Es bräuchte eine Präzisierung im Verkehrsgesetz auf Bundesebene. Mehrere Vorstösse dazu sind im eidgenössischen Parlament hängig. SP-Stadträtin Germond appelliert an Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga, die Frage endlich klar zu regeln.
Erst einmal Smileys statt Radarfallen
Immerhin hat der Waadtländer Staatsanwalt öffentlich versprochen, bei Verstössen jeden Einzelfall genau zu prüfen und keine unverhältnismässigen Strafen auszusprechen. An das Tempolimit halten müssen sich die Buschauffeure. Einen Aufstand der Verkehrsbetriebe wie beispielsweise in Zürich, wo gar flächendeckend Tempo 30 eingeführt werden soll, hat es in Lausanne nicht gegeben.
Gemäss Stadträtin Germond würde es anders als in Zürich noch viel Spielraum geben, um zum Beispiel Busse zu priorisieren: an Ampeln oder mit separaten Spuren. Während rund sieben Wochen gilt nun eine Übergangsphase. So lange gibt es auch keine Radarfallen, sondern ein Smiley, das denjenigen entgegenlacht, die nachts Tempo 30 nicht überschreiten.