113‘813 Hüftprothesen und 101‘566 Knieimplantate: Eine beeindruckende Anzahl Prothesen wurde seit 2012 schweizweit eingesetzt und im Schweizerischen Implantatregister Siris erfasst.
An der systematischen Erfassung der Daten beteiligen sich so gut wie alle Spitäler und Spezialisten.
Wer hat operiert? Wann wurde welches Produkt implantiert? Sind Komplikationen aufgetreten – und wenn ja: welche? Die Daten sollen zeigen, welche Methoden sich bewähren, ob die eingesetzten Produkte sicher sind und wie die Chirurginnen und Chirurgen arbeiten.
Alles im Interesse der Patienten, denen unnötige Revisions-Operationen erspart bleiben sollen.
Ein Teil dieser Daten wurde nun kürzlich erstmals veröffentlicht. Der 83-seitige Siris Report 2019 zeigt erstmals auf, bei welchen Implantaten welcher Hersteller wie häufig Komplikationen auftreten.
Wer sich als Patientin, als Patient einen direkten Nutzen erhofft, wird aber enttäuscht.
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Zum einen ist der Bericht sehr wissenschaftlich gehalten und schwierig zu interpretieren. Dies begründet Regula Haller vom nationalen Verein für Qualitätsentwicklung ANQ damit, dass der Bericht nicht primär für Patienten gedacht ist. «Die Information soll den Kostenträgern verfügbar gemacht werden, also den Versicherern und Kantonen. Und natürlich auch den Kliniken.»
Zum anderen fehlen Angaben zur Qualität der einzelnen Chirurginnen und Chirurgen. Denn häufig ist nicht das Implantat selber das Problem, sondern die Person, die es eingesetzt hat. Diese Daten sind zwar im Register bereits enthalten, werden aber vorerst nicht veröffentlicht.
Orthopäde Bernhard Christen ist Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses von Siris. Er weist darauf hin, dass dies auch in anderen Ländern zunächst so gehandhabt wurde.
«Transparenz ist seit jeher das Ziel. England ist diesbezüglich absolut vorbildlich.» Da sei bis auf Chirurgenebene verfolgbar, ob man gut ist oder nicht. «Das hat man dort aber auch schrittweise eingeführt, ebenso wie in Schweden, damit die Leute Zeit haben, sich zu verbessern.»
In England ist bis auf Chirurgenebene verfolgbar, ob man gut ist oder nicht. Das hat man dort aber auch schrittweise eingeführt.
Siris sei in erster Linie ein Warnsystem, das schon heute im Hintergrund einen positiven Druck auf die Ärzteschaft ausübe. Ende 2020 soll transparent werden, wie gut die einzelnen Spitäler arbeiten. Erst danach komme eine Auswertung auf Chirurgenbene in Frage.
Ein erster Schritt zu mehr Transparenz ist getan. Doch bis sich Patientinnen und Patienten vor einem Eingriff selbstständig ein umfassendes Bild von Implantat, Spital und Operateur machen können, wird es noch einige Zeit dauern.