Vapen für die Wissenschaft: Andreas Steiger pafft seine E-Zigarette unter medizinischer Aufsicht in einem Zimmer des Berner Inselspitals. Eine Assistentin erklärt ihm, wie er ziehen muss und füllt einen Fragebogen mit ihm aus. Die Studie mit 1200 Teilnehmern ist die grösste weltweit.
Umsatzwachstum seit Legalisierung
«Immer mehr Patienten steigen von Zigaretten auf E-Zigaretten um», sagt Reto Auer. Er ist Professor für Hausarztmedizin an der Universität Bern und hat die Studie lanciert. «Doch wir Hausärzte können ihnen kaum Antworten liefern, wie gefährlich E-Zigaretten sind und ob sich diese zur Rauchentwöhnung eignen. Das wollen wir nun gründlich untersuchen.»
Seit April ist es in der Schweiz legal, nikotinhaltige Flüssigkeiten für E-Zigaretten zu verkaufen. Die Vape-Shops erleben seither einen Boom: «Unser Umsatz ist um rund 10 Prozent gewachsen», sagt Tiziana Puppo von Vape-Heaven in Uster (ZH). «Seit nikotinhaltige Flüssigkeiten legal sind, kommen auch neue Kunden in unseren Laden. Das Stigma des Illegalen ist gefallen.»
Weniger schädlich als Zigaretten?
Doch: Es sei Vorsicht geboten, sagt Lungenarzt Karl Klingler. Er berät am Rauchstoppzentrum der Hirslanden Gruppe Raucher beim Rauchstopp. «Man vergleicht die Schädlichkeit der E-Zigaretten immer mit konventionellen Zigaretten», sagt Klingler.
Bisher gingen Studien davon aus, dass E-Zigaretten weniger schädlich seien als Zigaretten. Doch, was genau drin sei, unterscheide sich je nach Produkt. Es gibt Hunderte Hersteller und Tausende Geschmacksrichtungen mit unterschiedlichen Chemikalien. Deshalb mahnt Karl Klingler zur Vorsicht: besser sei immer besser, gar nicht zu rauchen oder zu dampfen. Ausserdem: Falls sich E-Zigaretten tatsächlich zur Rauchentwöhnung eigneten, müssten sie dem Heilmittelgesetz unterstellt werden.
Der Schweizerische Nationalfonds SNF unterstützt die Vaporizer-Studie mit gut 1,9 Millionen Franken. Von der Industrie unabhängige Forschung sei bei Gesundheitsthemen besonders wichtig, begründet der Nationalfonds sein Engagement. Erste Resultate der Studie werden in zwei Jahren erwartet.