Die Hoffnung war gross, dass diese technologische Lösung das klassische «Contact Tracing» ergänzt oder gar verbessert. Die SwissCovid-App, an den ETHs in Lausanne und Zürich entwickelt, setzte internationale Standards, was die Wahrung der Privatsphäre angeht. Was hat sie gebracht nach sechs Monaten im Einsatz?
Überschaubare Nutzungszahlen
Knapp 1,8 Millionen Nutzerinnen und Nutzer haben bisher die App aktiviert. Also ein Fünftel der Bevölkerung. In den Anfangsmonaten kamen stetig neue Nutzer hinzu. Seit Oktober stagniert die Zahl jedoch.
Epidemiologe Marcel Salathé hat die App mitentwickelt. Die Obergrenze an Nutzerinnen und Nutzern sei wohl erreicht. – Ein Dämpfer für ihn? «Nein das ist nicht ein Dämpfer, das hat sich so abgezeichnet, man hätte vielleicht eine gewisse Erhöhung der Zahl während der zweiten Welle erwarten können. Die ist aber nicht eingetreten. Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass sich dies noch ändert in den kommenden Wochen und Monaten.»
Überforderte Tracer
Eine weitere Baustelle: Um andere App-Nutzer zu warnen, benötigt man einen sogenannten Covidcode. Doch die kantonalen Contact Tracer, die diese Codes ausstellen müssen, waren beim Anstieg der Fallzahlen überfordert. Es dauerte zu lange, bis die Codes bei den Nutzer der App ankamen.
Ab Symptombeginn kommt bei der Hälfte der Fälle der Covidcode bereits am selben Tag – oder nach eins oder zwei Tagen. Bei der anderen Hälfte der Fälle dauert es aber mehr als 3 Tage.
«Das muss man versuchen runterzukriegen», sagt Marcel Salathé. «Weil jeder Tag, der darüber hinweggeht, ist ein Tag, an dem die Person in einem infektiösen Zustand nicht informiert werden kann. Und deshalb das Virus weitergeben kann.»
Immerhin: Ab nächstem Jahr können endlich auch ältere Smartphones – wie etwa das iPhone 6 – die App herunterladen. Eine technische Anpassung von Apple machts möglich.