Die Schweiz ist ein Einwanderungsland. Jedes Jahr wandern bis zu 200’000 Personen aus dem Ausland ein, ebenso viele verlassen die Schweiz aber auch wieder auf lange Sicht. Nun hat das Bundesamt für Statistik untersucht, wie sich die eingewanderten Personen weiterbewegen: Wie viele bleiben über Jahre hier, wer geht bereits nach kurzer Zeit wieder weg?
Das BFS nahm das Jahr 2011 als Ausgangspunkt. Es untersuchte, wie viele Menschen damals in die Schweiz einwanderten und von welchen Kontinenten sie stammten. Danach schauten die Statistikerinnen und Statistiker, wie es im Leben der Eingewanderten weiterging.
Die Integrationsdiskussion dreht sich nur um jene, Menschen, die bleiben. Doch es gibt auch viele, die wieder gehen.
Und sie kommen zum Schluss: Die Mehrheit bleibt nicht. So sind von den 223'000 Personen, die 2011 in die Schweiz eingewandert sind, zehn Jahre später 52 Prozent wieder ausgewandert, wie Johanna Probst vom BFS erklärt.
Amerikaner gehen bald wieder
Dabei gibt es grosse Unterschiede, wenn man die Herkunftsregionen anschaut. Am grössten ist der Anteil der Rückkehrerinnen und Rückkehrer bei den Personen aus Nordamerika. Ganze 80 Prozent von ihnen haben die Schweiz zehn Jahre nach der Einwanderung wieder verlassen.
Das BFS vermutet, dass es sich dabei zu einem grossen Teil um sogenannte Expats handelt, also um mobile, hochqualifizierte Arbeitskräfte, die sich aus beruflichen Gründen für einen begrenzten Zeitraum in der Schweiz aufgehalten haben.
Auffällig ist auch die Migration aus Afrika: 40 Prozent dieser Personen haben die Schweiz bereits nach einem halben Jahr wieder verlassen. Hier wird vermutet, dass darunter viele Menschen sind, die in der Schweiz erfolglos ein Asylgesuch stellen und danach wieder ausreisen.
Die kurze Verweildauer vieler Afrikanerinnen und Afrikaner kontrastiert mit jener der Menschen aus Südamerika: Von ihnen sind 90 Prozent nach einem halben Jahr noch in der Schweiz.
Die meisten kommen aus Europa
Zahlenmässig macht die europäische Einwanderung den Löwenanteil aus. Mehr als 100'000 Personen pro Jahr wandern aus Europa ein. Im Vergleich dazu kommen mit je 5000 Personen viel weniger Menschen aus Afrika oder Südamerika.
Migration führt bei weitem nicht immer zu einer dauerhaften Installation.
Die Zahlen zeigen, dass es sehr unterschiedliche Migrationsbewegungen gibt und dass verschiedene Herkunftsgruppen ganz andere Chancen haben, eine Niederlassungsbewilligung zu erhalten.
«Die jetzt veröffentlichten Daten zeigen, dass Migration bei weitem nicht immer zu einer dauerhaften Installation führt», sagt Probst vom BFS. Migration sei oftmals zeitlich begrenzt. Deshalb hält sie die BFS-Untersuchung für erkenntnisreich.
Neuer Blick auf die Einwanderungsdiskussion
Einen differenzierten Blick auf die Einwanderung wünscht sich auch Migrationsforscher Gianni D'Amato von der Universität Neuenburg. Er untersucht das Thema seit über 20 Jahren. «Die ganze Diskussion der Integration dreht sich nur um jene, Menschen, die bleiben. Doch es gibt auch viele, die wieder gehen», so sein Fazit. Diese Tatsache widerspiegle die grosse Mobilität der modernen Gesellschaften.
Mit seiner neuen Erhebung will das Bundesamt für Statistik seinen Teil dazu beitragen, eine breitere Diskussion über Migration und Einwanderung zu ermöglichen.