Zwei graue Tanks auf Anhängern stehen vor dem Hallenbad Stampfi. Seit sechs Jahren erhält das Bad in Rothrist AG seine Wärme auf diese spezielle Art. Mithilfe der in den Tanks gespeicherten Wärme werden die Becken auf 28 bis 34 Grad erwärmt.
«Das funktioniert sehr gut», sagt die Betriebsleiterin des Schwimmbads, Maya Werder. «Die Wärmecontainer kommen im Winter dreimal, im Sommer zweimal pro Tag. Über einen Boiler nutzen wir die Wärme für unseren Betrieb.»
Aufgewärmt wird die Salzlösung, die sich im Tank befindet, rund drei Kilometer vom Hallenbad entfernt, in der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Oftringen AG. Dort werden pro Jahr 65'000 Tonnen Abfall verbrannt. Mit der Abwärme wird Strom produziert, ein Gewächshaus geheizt und ein Fernwärmenetz betrieben. Das Problem: Zum Hallenbad gibt es keine Fernwärmeleitung.
Als das Bad in Rothrist vor zehn Jahren abgerissen und neu gebaut wurde, standen mehrere Heizoptionen zur Wahl. Da die KVA Möglichkeiten suchte, ihre Abwärme zu nutzen, kam den Verantwortlichen die Idee mit der Latentwärme. Ein Konzept, das es bis dahin nur in Deutschland gab.
Seit sechs Jahren ist das Heizsystem in Betrieb. Für die Gemeinde Rothrist, der das Hallenbad gehört, sei es «eine Erfolgsgeschichte». Dies sagt Gemeinderätin Daniela Weber. «Wir haben einen langfristigen Liefervertrag, so sind wir nicht den Preisschwankungen auf dem Energie- und Strommarkt ausgeliefert», betont sie. Dies sorge für Budgetsicherheit.
Während viele Hallenbäder aufgrund der stark gestiegenen Strom- und Gaspreise ihre Eintrittspreise in den letzten Jahren erhöhen oder die Wassertemperaturen senken mussten, war das in Rothrist nicht notwendig. Das Heizsystem sei zudem umweltfreundlich: «Mit dieser Heizung sind wir CO₂-neutral unterwegs, während andere Bäder mit fossilen Heizungen Energieschleudern sind», so Weber.
Mit einer Lieferung kann man 200 Liter Heizöl sparen.
Tatsächlich stammt die Wärme vom Verbrennen des Abfalls. Allerdings muss ein Lastwagen zwei bis drei Mal pro Tag drei Kilometer hin und zurückfahren. Die Umweltbilanz ist also nicht makellos. Der Geschäftsführer der KVA Oftringen, Friedrich Studer, meint dazu: «Mit einer Lastwagenladung kann man 200 Liter Heizöl einsparen. Das ist viel mehr als der Lastwagen auf der kurzen Strecke verbraucht.»
Die Betriebsleiterin des Schwimmbads, Maya Werder, weist auf eine weitere Tatsache hin, die Hallenbäder mit anderen Heizsystemen nicht kennen. Die Tanks würden teilweise etwas knapp angeliefert. «Dann kann es sein, dass die Wassertemperatur um 0.5 Grad sinkt, was unsere Stammgäste bemerken. Das ist manchmal etwas unangenehm für die Bademeister.»
Dass die Wärmetanks manchmal etwas knapp geliefert würden, habe mit dem beauftragten Lastwagenunternehmer zu tun. Dieser habe im Winter noch andere Aufträge wie das Schneeräumen.
Mobile Wärme ist keine Goldgrube
KVA-Geschäftsführer Friedrich Studer betont, dass das System einwandfrei funktioniere. Allerdings: «Für uns ist es ein Nullsummenspiel. Man ist bei der ursprünglichen Planung davon ausgegangen, dass es mehrere Abnehmer der mobilen Wärme geben würde.» Diese Hoffnung habe sich aber nicht erfüllt.
In Zukunft setzen die Verantwortlichen deshalb auf eine klassische Fernwärmeleitung. Im Rahmen des geplanten Ausbaus der KVA wird eine Leitung nach Rothrist geprüft. Wird diese realisiert, wären die Tage des Hin- und Herfahrens von Wärmetanks gezählt.