Zugegeben, einen Preis als schönste Gemeinde der Region Basel wird Pratteln wohl nie gewinnen. Zwar hat die Baselbieter Gemeinde einen intakten Dorfkern mit alten Häusern, einer Pfarrkirche und einem Schloss. Die Vergangenheit Prattelns als wichtiger Industriestandort ist jedoch noch heute kaum übersehbar: Chemie-Werke beim Bahnhof und im Gebiet Schweizerhalle, Hochhausbauten aus den 1960er- und 70er-Jahren oder das Einkaufsgebiet Grüssen prägen das Bild der 16'000-Seelen Gemeinde.
Doch nun macht sich Pratteln hübsch – zumindest im Dorfzentrum und entlang der Bahnhofstrasse. 750'000 Franken hat der Einwohnerrat gesprochen für diverse «Verschönerungsmassnahmen».
Grund für die Verschönerungen ist das eidgenössische Schwing- und Älplerfest ESAF, der grösste Schweizer Sportanlass, der zwischen dem 26. und 28. August 2022 in der Baselbieter Gemeinde stattfindet. Bis zu 400'000 Besucherinnen und Besucher werden zum ESAF in Pratteln erwartet.
Teils seien die Verschönerungen bereits geplant gewesen, sagt der zuständige Gemeinderat Urs Hess von der SVP. «Aber das Schwingfest gibt uns Schub. Wir wollen bis zu diesem Datum fertig sein und uns als tolle Gemeinde präsentieren».
Unter anderem erhält darum das Schloss einen neuen Anstrich, das Mobiliar in den Parks wird erneuert und der zentrale Schmittiplatz wird aufgewertet.
Rechtzeitig zum Fest soll auch die schon seit längerer Zeit geplante fussgängerfreundliche Aufwertung der Bahnhofstrasse abgeschlossen sein. «Hier sieht man bereits die ersten Bänkchen», sagt Hess bei einem Rundgang erfreut. Solche gäbe es bei allen Bäumen.
«Wir machen einen Boulevard mit einer einseitigen Baumallee.» Die Strasse werde zudem verschmälert und der Verkehr verlangsamt.
Die Bahnhofstrasse soll denn auch die Visitenkarte während des Fests sein, zusammen mit der Zehnterstrasse entlang der Bahnlinie. Hier laufen die Besucherinnen und Besucher durch, um auf das Festgelände zu kommen, das sich auf einem Feld zwischen Pratteln und der Nachbargemeinde Frenkendorf befindet. An der Lärmschutzwand entlang der Bahnlinie werden 36 Plakate aufgehängt, auf denen Prattlerinnen und Prattler ihren Lieblingsort in der Gemeinde vorstellen oder über ihre persönliche Beziehung zu ihrer Wohngemeinde berichten.
Gemeindepräsident Stephan Burgunder (FDP) ist überzeugt, dass sich die Investitionen lohnen. Die Aufwertungsprojekte kämen der Gemeinde auch nach dem ESAF zugute. «Ziel ist, dass vom Schwingfest etwas bei der Bevölkerung hängen bleibt.»